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Analoger Jahresanfang

2024 begann für mich am Silvestervorabend. Meine Liebste und ich saßen gemütlich bei den Nachbarn. Bei leckerem Gin unterhielten wir uns über diverse interessante Themen, als plötzlich eine Yashica T4 auf dem Tisch lag. Zuletzt hatte ich 2019 in Äthiopien und Oslo eine analoge Kamera in der Hand. Die Gelegenheit mit der sagenumwobenen Yashica T4 einen Film zu belichten, konnte ich nicht ungenutzt verstreichen lassen. Ich rannte zurück in unsere Wohnung. Aus der seit Jahren unbeachteten Pappschachtel kramte ich schnell nach einem Film. Dabei zog einen Fuji Super HG 1600 hervor. Auf der geöffneten Umverpackung stand, dass der Film am Besten vor Ende 1997 entwickelt werden sollte.

Überraschendes beim Nachbarn

Mir war klar, dass ich den Film kräftig pushen musste, um die Chance auf brauchbare Ergebnisse zu haben. Aber niemand wusste, wie das bei einer Yashica T4 einzustellen ist. Manuelle Eingriffe in die Belichtungsautomatik waren für den Hersteller Kyocera zum Zeitpunkt des Erscheinens 1990 für eine Point-and-Shoot offensichtlich nicht wichtig. Deswegen hatte ich die Hoffnung, dass der Blitz und die hohe ISO Zahl irgendwas retten. Hat es nicht. Nachfolgend zwar ein ungeblitztes Bild, aber der Rest sah auch nicht besser aus. “Schönes Retro-Flair”, kommentierte freundlich der Nachbar.

Eins der Ergebnisse aus der Yashica T4 mit dem vor fast 30 Jahren abgelaufenen Fuji Super HG 1600

Der analoge Fotovirus war bei mir allerdings wiederbelebt. Ich hatte mal wieder Bock analog zu fotografieren. Nachfolgend passierten in diesem bisher noch recht jungen Jahr einige interessante Dinge.

Altes aus der Elektrobucht

So kramte ich zunächst wieder meine Hasselblad 2000 FC/M heraus, die ich damals nur gegen eine 500er getauscht hatte, weil ich unbedingt mit dem 110mm f/2 Planar fotografieren wollte. Das tat ich zuletzt 2019 im Oman. Das ist allerdings eine sehr spezielle Linse. Ich übernahm das Motto der Verkehrsplaner und redete mir ein, dass “one more lens will fix it” alles retten wird. So begab ich mich auf die Suche nach etwas weitwinkligerem. Beim Händler meines Vertrauens in Hamburg fand ich online eine 60mm f/4 Optik. In der Elektrobucht kontrollierte ich, ob der Preis realistisch ist – und mein Auge fiel auf ein Distagon 50mm f/2.8 aus Lübeck zum gleichen Preis. Dieses Objektiv passt nicht auf eine Hasselblad der 500er Serie und somit genau in mein Beuteschema. Schnell griff ich zu und hatte zwei Tage später 1250 Gramm rundes Glas in der Hand. Vielleicht hätte ich vorher doch etwas recherchieren sollen.

Aber mal im Ernst – solche Ergebnisse entschädigen doch für das Geschleppe.

Distagon 50mm f/2.8 im Einsatz
Distagon 50mm f/2.8 im Einsatz

Die Schärfe liegt auf dem oberen Teil des Rades und das Kettenblatt ist schon unscharf. Dazu zeigt das Sonnenlicht auf der Elphi ein schönes Bokeh. Die Farben sind etwas off, weil der verwendete Fuji Pro 160NS spätestens 2018 hätte entwickelt werden sollen. Ja, meine schon erwähnte Pappschachtel hatte tatsächlich Filme gelagert, die längst nicht mehr hergestellt werden.

Ach ja, falls dich interessiert, warum das Fahrrad hier so frei stehen kann: Shadowstand heißt die Lösung. An dem obigen Bild ist nichts retuschiert.

Distagon 50mm f/2.8

Kurz was zur Optik – 50mm f/2.8 klingt so unspektakulär, aber Mittelformat ist eben nicht Kleinbild. Lassen wir mal die unterschiedlichen Bildverhältnisse außer acht, entspricht die Brennweite und Blende grob einer 27mm f/1.5 Optik bei einer “Vollformat” Kamera. Ja, analoges Mittelformat ist bei Hasselblad mit 56×56 mm eine ordentliche Fläche und nicht zu vergleichen mit dem digitalen Pendant. Zum Vergleich hat der Sensor der aktuell so gehypten Hasselblad 907X “nur” 43,8 x 32,9 mm.

Genug Technikgefasel – hier noch ein paar Bilder mit der Hassi und dem 50mm Distagon bzw. dem 110mm Planar mit abgelaufenem Ektrar 100, Fuji Pro 160NS bzw. Portra 160.

Das Jahr hat aber trotz seiner Kürze noch weitere Überraschungen parat.

Altes aus dem Kameraschrank

Auf der Suche nach meinem Fernauslöser für die Hassi griff ich in meinem Fotoschrank ganz nach hinten und entdeckte meine alte Nikon Ti35. Eigentlich hatte ich die Defekt gewähnt, aber sie brauchte nur eine neue Batterie. Zufälligerweise hatte ich kurz zuvor diese für meinen alten Sekonic Belichtungsmesser im Doppelpack gekauft und somit eine frische über. Wieder einmal bestätigt sich: Haben ist besser als brauchen.

Die Nikon hatte ich 2016 gekauft, weil sie mit ihren analogen Anzeigen nicht nur wunderschön, sondern auch sehr gut zu bedienen ist. Gegenüber einer Yashica aus meiner Sicht die bessere Point-and-Shoot. Keine Ahnung, warum die Yashica so gehypt wird. Bei der Nikon Ti35 ist es zum Beispiel sehr einfach, die Belichtungsautomatik zu beeinflussen. In meiner Erinnerung hatte ich trotz der Schönheit der Kamera gar nicht so tolle Ergebnisse erzielt. Nach dem ich den ersten Film abholte, muss ich mich korrigieren. Hier kam ein – natürlich schon längst abgelaufener – Portra zum Einsatz.

Fazit

Analoge Fotografie macht mir wieder Spaß und ich habe frischen Film gekauft, obwohl ich noch abgelaufenen im Kühlschrank habe.

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