Farewell

Ein Bild aus dem September letzten Jahres

Gestern endete ein Lebensabschnitt – lange abzusehen und dann doch abrupt – der mich fast ein halbes Leben begleitete. Vor ziemlich genau 24 Jahren – am 15.8.1994 – zogen zwei Katzen in meinen / unseren Haushalt. Seit dem gab es immer Katzen in meinem Leben. Wusstest du, dass ich um die Jahrtausendwende Deutschlands meistbesuchte Katzenseite im Internet aufgebaut und administriert hatte?

Am Samstag mussten wir die letzte verbliebene Mieze unseres Haushalts leider verabschieden. Bavi war fast auf den Tag genau achtzehneinhalb Jahre alt und wir haben ihr schon lange das Essen püriert, weil sie keine Zähne mehr hatte. Zuletzt haben wir ihr das Futter erhöht gestellt, weil ein Tumor im Halsbereich das Schlucken erschwerte. Gestern war der Tumor dann so groß geworden, dass sie gar kein Futter mehr aufnehmen konnte. Sie fand noch mal Ruhe mit ihrem kleinen Körper auf meinem Bauch als ich mich auf’s Sofa gelegt hatte. Sie forderte ein letztes Mal einen ihrer Lieblingsplätze ein und gemeinsam konnten wir friedlich von einander Abschied nehmen.

Katzen haben mir immer viel bedeutet, denn sie können ganz wunderbare Allüren zeigen. Marlowe – einer der beiden ersten Katzen, die bei uns einzogen und mich 15 Jahre begleitete – apportierte mir kleine Softbälle. Später legte er die gerne unbemerkt in den Wassernapf und brachte mir dann komplett durchnässte Bälle. Natürlich merkte ich das immer erst, wenn ich ihn zum erneuten Wurf in die Hand nahm. Naomi – eine prachtvolle Somalikatze – saß beim Essen immer auf meiner Schulter. Bei gut 3kg Lebendgewicht auch nicht gerade vergnüglich. Einmal stahl sie mir mit gezielter schneller Kralle den Käse vom Brot kurz bevor ich reinbeissen konnte. Rayanne, eine typvolle LaPerm, saß liebend gerne im Winter auf der Heizung und bevorzugte es, in Kopfnähe ihres Menschen zu schlafen. Wer sich in ihrer Nähe hinlegte, musste damit rechnen, dass sie selbst aus ihrem Tiefschlaf aufwachte und dann als Schal auf des Menschen Hals weiterschlief.

Nun also Bavi, Rayannes Mutter, die sich im Zwei-Wochen-Rhythmus neue Kapriolen einfallen ließ: mal trank sie Wasser ausschließlich aus dem Wasserhahn der Badewanne, mal nur aus dem Topfpflanzen der Balkonnachbarn. Zuletzt brauchte sie drei unterschiedliche Essendarbietungen, um dann doch das Essen aus dem ersten hingestellten Napf zu essen.

Am 18.8.18 endet nun also dieses wunderbare Kapitel meines Lebens mit Katzen. Ich habe – trotz einigem Unsinn, den wir zu ertragen hatten (meine liebe Frau sagte dann immer scherzhaft „aus dir mache ich eine Pelzmütze“) – jede Minute genossen. Die Wohnung ist nun etwas leerer – und sehr viel stiller…