Kurzer Eindruck vom Reeperbahnfestival

Ich bin immer noch vom Reeperbahnfestival geflasht, obwohl ich gar nicht so viel mitbekommen habe. Unglaubliche Atmosphäre, viele freundliche Leute, tolle Musik – und das in wahnsinniger Bandbreite. Aber der Reihe nach…

Von zwei Aktivitäten rund ums Reeperbahnfestival habe ich schon berichtet: Little Simz und dieses schöne Fussballspiel mit Marcus Wiebusch. Den Tipp zu Little Simz gab mir die wunderbare Shawty – ihre Tonrabbit Seite kennst du bestimmt, es sei denn du interessierst dich nicht die Bohne für Rap.

Shawty
Mrs. Shawty herself

Mit Shawty hatte ich mich am Freitag kurz nach dem Little Simz Konzert getroffen. Shawty war beim Reeperbahnfestival „Local Scout“ für – wie könnte es anders sein – Rap und Hip-Hop. Da ich persönlich bis zu dem Freitag überhaupt keine Zeit für die Vorbereitung hatte, war ich sehr dankbar, mich an ihre Sneaker haften zu können. Erstmal chillten wir aber ein wenig vor Easy Kisi.

Easy Kisi
Plattenteller-Wohnwagen mit Asphalt Tanzfläche

Das Ding gegenüber den Ex-Essohäuser war jeden Abend ein toller Platz zum Schnacken und Abfeiern. Samstag war ich kurz vor Lautsprecherabschaltung da und der Asphalt war weichgetanzt.

Jedenfalls sind Shawty und ich dann Freitag Nacht in den Nochtspeicher und haben gehört, was Olsen so zusammen singt. Ich hatte von dem Typ noch nie was gehört und ehrlicherweise ist es auch nicht meine Musik. Allerdings war es ein schönes Konzert und Olsen hat im Laufe des Abends immer mehr Lust auf Location und Leute bekommen. Schickes Ding hat er da abgefeiert.

Leider war das Licht in der Location eine Katastrophe. Irgendjemand hatte zu allem Überfluß den Videobeamer angelassen und der strahlte Olsen voll ins Gesicht. Führte nicht nur zu völligen Farbverschiebungen beim Fotografieren – ich machte nicht mal den Versuch in Farbe zu fotografieren. Außerdem musste ich auch aufpassen, damit kein „HDMI“ Schriftzug in seinem Gesicht steht. Im zweiten Bild des Sets hier unten, kannst du am Hals die imaginäre Bildschirmkante des Beamers sehen.

Überhaupt: Fotografieren – ich hatte ja nur eine ganz normale Eintrittskarte zum Reeperbahnfestival. Mit meiner Kamera kam ich in die kleinen Clubs auch problemlos rein. Im Docks war Freitagabend allerdings am Eingang Schluss. Obwohl die Beatsteaks erst der übernächste Auftritt war, wollte mich die Security Leute nicht mit der Leica rein lassen. Obwohl ich erst später erfahren habe, dass die Beatsteaks überhaupt spielten, habe ich da nicht diskutiert. Mir war das egal! Ich war ja nur zu meinem persönlichen Spaß mit der Kamera unterwegs.

Allerdings habe ich das Gefühl, dass Musiker offensichtlich ab einem gewissen Bekanntheitsgrad Angst haben, Fotos könnten ihre Lieder klauen. Ich wäre über jeden Besucher froh, der mit einer hochwertigen Kamera gute Bilder von meinem Konzert macht – denn gute Fotos transportieren auf jeden Fall mehr Atmosphäre als diese unsäglichen Handys, die bei den Lichtverhältnissen eh völlig überfordert sind. Davon abgesehen, finde ich die Videofunktion in den Handys für Musiker viel gefährlicher: schlecht klingende Musikvideos würde ich nicht bei Youtube von mir sehen wollen. Aber egal: ich bin nur Konsument.

Samstag hatte ich dann etwas Zeit zur Vorbereitung und suchte mir drei persönliche Highlights auf dem Reeperbahnfestival raus. Und ich sollte absolut nicht enttäuscht werden.

Zunächst aber mal schmunzelte ich über die Security in der Großen Freiheit 36. Dort trat an dem Abend „The Dø“ auf. Am Eingang meinte der freundliche Sicherheitsmensch mit Blick auf meine Kamera: „Spiegelreflexkameras müssen an der Garderobe abgegeben werden.“ Höflich wies ich darauf hin, dass eine Leica keine Spiegelreflexkamera sei. Und ich wurde problemlos durchgelassen. Später im Konzert sah ich einige Meter vor mir jemanden mit einer analogen Kamera fotografieren – das war allerdings eine Spiegelreflexkamera. Aber ich bin da nicht kleinlich 😉

The Dø“ sind eine Indie-Pop Band aus Frankreich, die ich gerne nachts während der Bildbearbeitung höre.

Bei diesem Konzert spielten The Dø hauptsächlich komplett neue Lieder, die erst demnächst – Ende Oktober – auf „Shake, Shook, Shaken“ erscheinen. Deswegen funktionierte auch noch nicht alles und technische Probleme kamen hinzu. Das hatte ich ja schon bei Little Simz erlebt und ist sicherlich dem Umstand geschuldet, dass auf dem Festival viele Bands sich die gleiche Bühne teilen. The Dø spielten die Lieder erst das dritte Mal live vor Publikum. Einen exklusiveren Vorabeindruck vom neuen Album kannst du nicht haben. Und: mir hat es sehr gefallen.

Konzert vorbei, raus aus der Halle, rauf auf’s Fahrrad und hin zum Clubheim vom magischen FC St. Pauli. Ja, die Location gehörte auch zum Reeperbahnfestival und standesgemäß lief Punkmusik aus Stuttgart.

Ich hatte bei meiner Vorbereitung folgendes Video der Band „Schmutzki“ gefunden, für lustig befunden und den Besuch des Konzert geplant. (In der Version des Videos geht das Lied eigentlich erst nach einer Minute los.)

(Edit: Das Video wurde von der Gema bei Youtube entfernt. Du kennst das…)

Schmutzki rockten dann das Clubheim und die großen Glasscheiben beschlugen schon nach gefühlten 5 Minuten des Konzerts. Drinnen wurde mitgesungen und Pogo getanzt. Herrlich. Ich hatte viel Spaß. Und der Schlagzeuger schnorrte sich während des Konzerts ’ne Kippe von einem der Gäste und rauchte erst mal gemütlich auf der Bühne – das gehörte natürlich zum Lied.

Die Nacht näherte sich dem Ende und der musikalische Bruch nach Schmutzki konnte nicht größer sein. Nach dem Clubheim ging es für mich in die Sankt Pauli Kirche. Das hatte für mich noch ein Nachspiel, denn so kam ich tatsächlich am Montag noch ins Fernsehen. Hier ein Screengrab aus der NDR Sendung „DAS!“ als Beweis.

Screengrab aus der NDR Sendung "DAS!" vom Montag
Jetzt bin ich auch „aus Funk und Fernsehen bekannter Fotograf“ 😉

Total nachvollziehbar, dass das Fernsehen dieses Konzert des Reeperbahn-Festivals auswählte, um darüber zu berichten. Nur ein Klavier benötigte „Lambert„, um die voll besetzte Kirche ins Schwärmen zu bringen.

Der Mann mit der Antilopenmaske spielte bezaubernde Melodien und unterhielt zwischendurch mit launigen Ansagen. Ein hinreissendes Konzert, das einzige mit Zugaben, und ein würdiger Abschluss des Reeperbahnfestivals 2014. Ich bin nächstes Jahr auf jeden Fall wieder da…