Neben allen technischen Neuerungen, die diese neuen Kameras mit sich bringen, ist das herausstechendste die bisher noch nie dagewesene Anzahl von Pixel. Aber berechtigt das allein zum Neukauf?
Die bisher landläufigen 12 bis 16 Millionen Pixel pro Kamera reichen problemlos aus, um Din A3 Vergrösserungen zu erstellen. Mindestens. Und Hand auf’s Herz: wie oft hast Du schon ein Bild auf Din A3 ausgedruckt? (Kleiner Einschub: selbst gecropte Bilder meiner veralteten 12 Megapixel D3 haben es des öfteren auf Din A3 Poster von Fanräume e.V. geschafft.)
Mich hat deshalb interessiert, ob diese Datenmenge einer Nikon D800 noch mehr beinhaltet, als einfach nur eine zugegebenermaßen tollen Kamera mit fantastischen Detaildarstellungen. Gibt es vielleicht einen anderen Look der Bilder? Schließlich wird die D800 auf Grund ihrer Megapixelanzahl auch gerne mit digitalen Mittelformatkameras verglichen.
Also habe ich mich am Sonntag mit Nikon D4 und D800e, sowie dem AF-S 50mm f/1.4G in den Wohlerspark gestellt und bei Blende 1.4 wenig inspirierende Selbstportraits gemacht. Ganz schön schwierig bei einem Tiefenschärfenbereich von unter 10cm. Sehr hilfreich, dass beide Kameras mehrere zeitverzögerte Auslösungen mit nur einem Knopfdruck ermöglichen (Individualfunktion C3).
Bei beiden Aufnahmen habe ich sehr genau darauf geachtet, dass beide mit gleichen Einstellungen das gleiche fotografieren und hinterher in der Nachbearbeitung auch die gleichen Anpassungen bekommen. Der Bildwinkel unterscheidet sich marginal, da die Nikon D4 einen Hochkantgriff eingebaut hat und daher von einem etwas höheren Standpunkt fotografiert.
Beide Fotos siehst Du hier bei 2000 Pixelbreite, falls Dein Monitor groß genug ist. Für die Darstellung im Web ist das schon recht viel. Und? Siehst Du einen Unterschied? Kannst Du sehen, welches Bild mit welcher Kamera erstellt wurde? Ich behaupte: nein.
Meiner Meinung nach ist die Nikon D800 bzw. Nikon D800e eine universelle Kamera mit einem sehr eingegrenzten Anwendungsbereich – wenn du die Möglichkeiten der Kamera wirklich sinnvoll nutzen willst. Du siehst in der „Otto Normalverwendung“ keinen Unterschied zu einer anderen Kamera mit deutlich weniger Pixel und erkaufst Dir den einzigen echten Vorteil der Kamera – nämlich große Vergrößerungen – mit einigen Nachteilen, z.B. besonders hohe Ansprüche an Deine Optiken legen zu müssen.
Gerüchteweise soll zur Photokina eine Nikon D600 erscheinen. Bei den – wenn auch noch vagen – Details, die bisher über die D600 bekannt wurde, wird das wohl die nützlichere und vor allem preiswertere Einsteigerkamera für den Kleinbildsensor mit dem tollen Autofokus der D4/d800/D800e Serie, dem verbesserten Weissabgleich und dem überzeugenden Dynamikumfang sein. Oder übersehe ich etwas bei meinen Überlegungen zur D800?
Ein großer Vorteil bei der D800 sind die Reserven, wenn es um das Thema croppen in der Nachbearbeitung geht. Da hat man großen Spielraum. Ansonsten danke für diesen Vergleich!
Gern geschehen 🙂
Bezüglich Deines Hinweises mit dem Croppen, fällt mir spontan die Geschichte von dem Teilnehmer eines Aktworkshops ein, der aus der anderen Ecke des Raumes fotografierte und meinte, den Rest würde er dann später durch Crop erledigen: er hatte eine Hassi mit 80MP Back. Vielleicht machen viele Megapixel faul? 😉
Wobei, aus der Ecke heraus hast Du ja eine völlig andere Perspektive als wenn Du Dich direkt vors Model stellst und es von nah dran ablichtest.
Wobei ein Tele dann die bessere Wahl wär (aber wer kann sich das für die MF-Kameras schon leisten).
Das mit den hohen Ansprüchen an die Optik ist ein typisches Missverständnis:
Keine Optik liefert schlechtere Bilder, weil der Sensor dahinter das Bild höher auflösen kann.
Es kann sein, dass die Bilder nicht besser werden, eben weil die Optik so schlecht ist, dass sie das Ergebnis begrenzt, aber spätestens wenn Du sie auf die niedrigere Auflösung skalierst dürften sie nie schlechter sein, als wenn sie gleich damit fotografiert worden wären.
Bei den meisten Fotos machen die 36MP keinen Sinn. Aber bei manchen wird mir genau dieser zusätzliche Spielraum helfen.
… das grosse Geheimnis des ‚Auflösungsvermögens von Glaslinsen in Linien pro mm‘ behalten wir aber für uns 🙂
Ich vermute ich habe mich missverständlich ausgedrückt, aber schlechte Linsen schaffen es nicht, nur einen Sensorpunkt anzusprechen, sondern streuen immer auch auf benachbarte Pixel. Das uralte 50mm f/1.2 macht an einer 12MP Vollformat wunderbare Bilder und ist bei 16MP Cropsensor einfach nur unscharf. Auch beim Skalieren. Du kannst in der Nachbearbeitung viel retten, aber Unschärfe nicht.
… man bekommt halt sehr, sehr deutlich auf dem Bildschirm serviert, dass Tamron eben doch nicht für die Masterclass baut und auch Sigmas recht flott an ihre Grenzen kommen … War aber schon zu Analogzeiten erkennbar. Nicht auf 9×13, wohl aber ab DIN-A3 Abzügen …
(Und ich red jetzt mal nicht von der 24-120-Kröte. Das Ding geht gar nicht. Egal, welche Baureihe)
Hallo Hauke
Dein:
„Und ich red jetzt mal nicht von der 24-120-Kröte. Das Ding geht gar nicht. Egal, welche Baureihe.“
gefällt 😉 Auch wenn das alte 3,5-5,6/24-120 VR Nikkor mein erstes Zoom 2007 zum Wiedereinstieg bei Nikon war. Auf der D200/D300 super, auf der D700 auch klasse. Aber ein Blick „durch“ die D800. Ganz schnell weg damit, bevor es auch andere merken 😉
Danke für deine Einschätzung
Ralf
Gibt es das irgendwo als bildhaften Vergleich? Denn rein optisch macht es keinen Sinn, dass durch die höhere Auflösung das Bild durch das identische Objektiv unschärfer wird.
Das Bild, dass vom Objektiv auf den Sensor gebracht wird, wird ja nicht unschärfer nur weil der Sensor ein anderer ist.
Das Objektiv habe ich nach meinen Erfahrungen mit der D7000 verkauft.
Die Unschärfe entsteht, weil das Objektiv die Strahlen nicht mehr exakt ausrichten kann. Nicht umsonst gibt es die Linsen mit dem D in der Bezeichnung. Digitale Sensoren sind da wesentlich empfindlicher als Filmkorn.
Aber dann müsste das Objektiv doch an allen Digitalen Sensoren Matsch liefern, und nicht an einem hochauflösenden mehr Matsch als an einem weniger hochauflösenden?
Irgendwas entgeht mir hier.
Die limitierende Größe ist die des Abstandes der Pixel zueinander.
Stefan, nicht solaut mit dem ‚man sieht keinen Unterschied‘ ; damit stürzt Du die Nikon-Fraktion eines Profiforums in die absolute Verzweiflung 😉
Man kann doch jetzt so schön croppen bis einer heult und muss sich nicht sogar noch seinem Motiv NÄHERN. Vor allem, wenn es sich um Blumen oder Fiffi oder Testcharts oder gar ANDERE MENSCHEN handelt. Und ausserdem kann man so herrlich in der 400%-Ansicht die alten Optiken schlechtreden. Also dafür würd ich auch sechs violette Lappen über den Tresen schieben *bösgrins*
Schätze mal, dass das Ding sich in der ordentlich gemachten Landschafts- und Produkt- und Architekturfotografie seinen Platz erkämpfen wird. Wobei … da zuckel ich lieber mit der Hassi rum.
😉
H
sieben Megapixel reichen für die Doppelseite …
Ich glaube, ich muss doch noch „Like-Button“für spezielle Kommentare in meinen Blog einbauen 😉
Zwölf Megapixel haben bisher auch wunderbar für die großen Plakatwände ausgereicht. Wenn man die Formel zum Betrachtungsabstand auch einhält, aber auch Zeitungsdruck sieht scheiße aus, wenn man mit der Nasenspitze am Bild klebt 😉
Meine Meinung zur D800 kennst du ja, bei Tageslicht bin ich absolut begeistert gewesen.
Manchmal frage ich mich allerdings schon, wie wir es bloß vor acht Jahren geschafft haben, überhaupt irgendwas Brauchbares für unsere Kunden abzuliefern, bei Kameras im Reportagebereich, bei denen man Konzerte „nur“ mit 1200 ISO und einer 1/60s fotografieren konnte weil der Sensor so stark gerauscht hat (von Analog mit 400er-Filmen spreche ich jetzt gar nicht erst). Ach stimmt, damals musste man noch Fotografieren können 😉
Ich kenne ja auch noch die Zeit vor der Einführung eines T-Max mit ISO3200. Vergleichbar ist das IMHO aber nicht, denn je mehr Pixel je kürzer müssen Belichtungszeiten sein, um scharfe Bilder von bewegten Objekten zu machen. Aber das ist wieder ein ganz anderes Thema…
Danke für den schönen Kommentar Hauke, er hat gerade meinen grauen Arbeitstag immens erheitert. 🙂
.marc
Ich denke mal (und kenne auch ein paar Leute), daß viele auf den D700 Nachfolger gewartet haben… Ende letzten Jahres war oft zu hören „ich kauf‘ doch keine dreieinhalb Jahre alte Kamera!“. Daher rührt glaube ich der momentane Kaufrausch, weil einfach viele gewartet haben, und oft z.B. von DX auf FX umsteigen wollten.
Der erwartete Nachfolger D800 zielt zwar auf eine ganz andere Klasse als die D700, aber meiner Meinung nach ist sie durchaus auch sehr gut für den Reportage-Einsatz geeignet…
Sicher auch wahr, dass keiner eine dreieinhalb Jahre alte Kamera kaufen möchte, aber aktuell immer noch eine überraschend gute Wahl, wenn man keine Plakatwände fotografieren will – my 2 cents
Ach, und selbst für Plakatwände reicht die 700er locker – demnächst kommt bei mir im Blog ein Artikel über den Auflösungswahn… Ich hab letztes Jahr mal für einen befreundeten Künstler ein Bild als Diasec-Print machen lassen; mit einem auf Hochformat 120x80cm gecroppten Bild aus meiner D700 – das war richtig gut, trotz nur ca. 6 Megapixel Auflösung 😉
Ja, durchaus eine Frage des Betrachtungsabstand 🙂
Wenn man Nikonrumors in der Beziehung schon trauen darf soll die D600 das Focusmodul der D7000 „erben“ und das hat schon seine Macken, wenn ich es jetzt z.B. mit dem Focus meiner D700 vergleiche
Es bleibt spannend… 🙂
Der Vergleich ist natürlich unsinnig, wenn du beide Bilder auf die Gleiche Breite bringst, oder?
Wo soll da auch ein Unterschied sein.
Wenn ich die Bilder von 3, 7, 12, 18, 60 MP Kameras alle auf 500px Breite bringe, erwarte ich auch keine eklatanten Unterschiede.
Das Potential liegt doch in dem „Mehr“, was noch zur Verfügung steht. Wofür auch immer man das nutzen möchte (Printe, Crop, …).
Der Vergleich zeigt, Kleinbild bleibt Kleinbild. 🙂
Machen wir uns nichts vor – ein bisschen Schw…verlängerung ist eine D800 schon 😉 Na und? Meine brave D700 werkelt weiter zuverlässig vor sich hin, und ich behaupte nach wie vor, dass deren AF zumindest in der Basketballhalle besser als der der D800 ist. Obwohl der ja weitgehend baugleich mit dem der D4 sein soll. Das sehe ich trotz Eingewöhnungs- und Lernphase noch nicht so…
In der Hoffnung, dass es schneller ginge, hatte ich vor langer Zeit schon meine D7000 „abgestoßen“. Die habe ich jetzt wieder – als DX-Modus der D800 und identischer Bildfrequenz: 6 B/s mit Akkus oder Batterien im Handgriff.
Und für unterwegs laufen meine beiden „DX Nikkore für Arme“, das 1,8/35 mm AF-S und das 3,5/5 mm Micro AF-S VR, im 25 MP 1,2-Cropmodus der D800 fast perfekt. Was dann das Macbook Air im Urlaub auch nicht völlig in die Knie zwingt. „Für Notfälle“ kann die D800 auch noch 36 MP 😉
Gespannt bin ich aber auch, ob die D3200 und später vielleicht auch eine „D5200“ die einzigen 24 MP Nikons mit 15×23 mm APS-C/DX Sensor bleiben. Dass es eine „D400“ nie geben wird, denn den Part kann ja die 24 MP Vollformat „D600“ übernehmen. Die mit einem gedachten, schnellen 10 MP DX-Modus ja auch nicht so verkehrt wäre…
Ralf
Der 1,2er Crop ist die Vignettierungskorrektur? Interessanter Ansatz 🙂
Ich sehe den Unterschied!
Bei der D4 mit AA Filter sind nur 2 von Deinen Fingern sauber zu erkennen. Die D800e ohne AA Filter löst 4 Finger und 2 halbe Finger auf!
Perfekt beobachtet!
Also ich halte es für sehr bedenklich, eine Kamera wie die D800 bei ihren Neuerungen und Möglichkeiten auf die 36 MP zu reduzieren und ihr einen eingeschränkten Anwendungsbereich zu attestieren.
Ich habe vorher mit Olympus fotografiert und bin dort an die Grenzen gestossen. Da ich mich mehr und mehr in den Bereich der Event- und Portraitfotografie bewegt habe, sollte es nun was gutes und langfristig angelegtes sein. Nach vielen Überlegungen ob Canon oder Nikon, fiel die Entscheidung auf Nikon. Nun war die Frage, nehme ich die D700 (ältere Technik, aber schon länger am Markt) oder die D800. Ich habe mich für die D800 entschieden, dabei waren mir die 36 MP völlig egal. Ein entscheidendes Kaufkriterium war das hervorragende HIGH-ISO-Verhalten bei ISO 4000 und ISO 5000 (kommt öfter bei mir zum Einsatz) Das ist sogar sichtbar besser als bei der D700. Und das die D800 für Portrait- und Hochzeitsfotografie nicht oder nur bedingt zu gebrauchen ist, kann ich nicht bestätigen.
Den Kauf dieser Kamera habe ich bis heute nicht bereut und kann sie nur weiterempfehlen.
Natürlich ist das mit hohen Investitionskosten verbunden und es ist keine Kamera, um mal eben ein paar Fotos zu machen. Diese Kamera erfordert präzises Arbeiten. Sie dankt es dann aber mit einer aussergewöhnlich hohen Qualität.
Moin Michael,
dieser Blogpost soll nur einen Teilaspekt der Kamera betrachten, nämlich das Mehr an Megapixeln. Darauf bin ich gekommen, weil die D800 anfänglich als „Angriff auf den Mittelformatmarkt“ diskutiert wurde. Die Anzahl der Megapixel hat damit aber überhaupt nichts zu tun – das wollte ich mit dem Beispiel verdeutlichen.
Deine Einschätzung zum HighISO Verhalten der D800 kann ich übrigens nicht teilen, aber ich habe auch eine D4 als Vergleich 😉
Grüße
Stefan
Moin Stefan,
sorry, hab‘ da wohl die Headline „verdrängt“.
Ok. Eine D4 habe ich nicht. Das war dann finanziell zu viel für meinen Geldbeutel. Aber dass die D4 ein besseres HighISO-Verhalten hat als die D800 wird ja in diversen Tests bestätigt 🙂
Meine Bewertung basiert auf dem direkten Vergleich mit der D700 von einem sehr guten Freund.
Naja und im Vergleich zu meiner Olympus war das natürlich ein Quantensprung.
Viele Grüße
Michael