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“was Herr Jedermann über Fotografie weiß”

Bei der Vorbereitung meines mittlerweile ausgebuchten Blitzworkshops bin ich über ein wunderbares Zitat gestolpert:

“Es ist schade, dass die heute in Herstellerlabors übliche Präzision der Meßmethoden und -ergebnisse in den »Durchschnittswerten« des Fotoalltags aufgeweicht wird – eine Beobachtung, die man allenthalben bei Gerät und Material machen kann.
Es tut sich heute eine tiefe Kluft auf zwischen den exakten Standards der Hersteller und zwischen dem, was Herr Jedermann über Fotografie weiß und damit macht. Bis auf ein paar Ausnahmen werden heute nach anspruchsvollen Qualitätsnormen Systeme hergestellt, deren ganze eingebaute Intelligenz verhindern soll, dass der Fotograf seine eigene anstrengt!
Dieser Hang zur Narrensicherheit schränkt den schöpferischen Berufsfotografen so weit ein, dass er nicht mehr die vollen Eingriffsmöglichkeiten hat. (…) Indessen mag zutreffen, dass dem Gelegenheitsfotografen die narrensichere Ausrüstung eher zum Erfolg verhilft.”

Frage nun an Dich: von wem ist dieses Statement und wie alt ist es?

Gut, das “von wem” ist recht schwierig zu erraten. Es ist von Ansel Adams, dem großen Meister der Schwarzweiß-Photographie. Hauptsächlich bekannt durch seine grandiosen Fotos aus dem Yosemite-Park.

Wenn Du weißt, von wem es ist, dann ist die Frage nach dem Alter relativ gut zu beantworten: ziemlich genau 30 Jahre. Ich finde dieses Statement deswegen so interessant, weil ich das Gefühl habe, dass bestimmte Punkte immer wieder angesprochen werden. Gerade in der Fotografie.

Ist das ein Grund negativ in die Zukunft zu schauen? Nein. Auch nicht für Ansel Adams, damals. Seine Worte enden nämlich mit:

Neue Konzepte und Methoden erwarte ich geradezu neugierig. Ich glaube, dass das elektronische Bild den nächsten, größeren Fortschritt der Bilderwelt darstellt.

Wie recht der Mann doch hatte…

  1. deshalb fotografiere ich größtenteils manuell. Es gibt für mich wenige Bereiche in denen es sinnvoll erscheint mir diese “künstliche Intelligenz” zu Nutze zu machen. AF ist ein Bereich, den ich nicht mehr missen möchte, da ist es durchaus schneller und sogar präziser als MF (z.B. 3D-tracking, das war früher echt Glückssache). Selbst beim CLS arbeite ich meist im M-Modus und geniesse einfach nur die Tatsache, das ich alles an der Kamera einstellen kann. Alle anderen Auto-Modi müssen meist eh manuell korrigiert werden. Wie gesagt größtenteils, es gibt Ausnahmen, bei Dir als Sportfotograf, sehe ich durch schnell wechselnde Belichtungssituationen, oft hohe Kontraste, schnelle Bewegungsabläufe etc., sicherlich auch Erleichterungen durch die moderne Technik.
    Aber Tatsache ist, dass sich die Definition der Belichtung durch Blende, Zeit und Film(Chip)empfindlichkeit seit 150 Jahren nicht geändert hat.

    Gruß

    G.

  2. Zwei Zitate zu diesem Thema:
    eines habe ich auf einem Seminar von Nikon aufgeschnappt bei dem der Referent sagte: “Leute ihr müsst weiterhin analog denken und dann digital fotografieren.” Das andere kommt von einem Kollegen der wirklich schon seit über 40 Jahren als Sportfotograf tätig ist, und meinte: “Wenn Du heute den jungen Fotografen Autofokus und Automatiken wegnehmen würdest, so käme fast nur noch Schrott heraus”. Das glaube ich gleich – und obwohl ich auch schon 20 Jahre Sporterfahrung habe, möchte ich auch nicht mehr manuell fokussieren.

    Gruß
    Axel

  3. “Leute ihr müsst weiterhin analog denken und dann digital fotografieren.”

    Das scheint mir ein super Zitat bzw. Rat zu sein. Besten Dank dafür!

    Und natürlich für den kompletten Artikel.

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