Verbale und non-verbale Fouls

Endlich wieder Fussball. So richtigen. Am Millerntor. Und nicht nur ein Freundschaftsspiel. Eigentlich genau das Gegenteil von einem Freundschaftsspiel.

Willkommen in der nächsten hart umkämpften Zweitligasaison, mag man nach 15 Minuten gedacht haben. Ich habe jedenfalls den Schlag von Rob Friend gegen Bernd Nehrig über den halben Platz gehört und erschrocken auf den Auslöser gedrückt – da flogen beide nur noch durch die Luft. Bernd Nehrig blieb danach lange benommen liegen. Wenn Du auf die Lage seiner Arme achtest, kannst Du – denke ich – erahnen, wie (nun, nennen wir es vorsichtig) unglücklich Nehrig von Rob Friend getroffen wurde.

Für mich eine klare Tätigkeit. Rob Friend hätte mit einer roten Karte vom Platz gestellt werden müssen. Aber mal ehrlich: hättest Du als Schiedsrichter, nach einer Viertelstunde in einer frischen Saison, die rote Karte gezückt? Ich nicht. Die Folge waren einige ruppige Fouls, wobei diese Ellenbogenbewegungen bei Kopfballduellen in der Luft meiner Meinung nach härter bestraft werden sollten. Oder ist das die vielbeschworene „internationale Härte“? Nachfolgend noch zwei Beispiele und auch extra Bilder von unfairer Gangart auf beiden Seiten.

Soweit zu den non-verbalen Fouls. Durch die Presseberichterstattung ist aber ein verbales Foul auf einem ganz anderen Spielfeld in den Mittelpunkt des Spiels gerückt. Stefan Orth lässt sich vor dem Spiel in einem täglich erscheinenden Druckerzeugnis zitieren, dass er einen „deutlichen Sieg“ gegen 1860 erwartet hätte. Nach dem Spiel war er dann sichtlich erleichtert, dass das Spiel überhaupt gewonnen wurde. Wie ein von seinen Gefühlen überwältigter Jugendlicher in der Adoleszenz nach seinem ersten Sex kam er auf dem den Rasen und feierte. Da die Spieler wohl noch zu sehr mit sich beschäftigt waren und nicht mit ihm feiern wollten, feierte er alleine: mit doppelter Beckerfaust.

Es sei dem Präsidenten, der sich den Fans glücklicherweise nicht als „Fan-Präsident“ anbiedert, aber trotzdem eher einer ist als so viele seiner Vorgänger, denen ich viel mehr den Hang zur Selbstdarstellung unterstelle, gegönnt. (Schachtelsatz kann ich.)

Auf der dem glücklich gewonnenen Spiel gegen 1860 München folgenden Pressekonferenz kam dann die große Stunde des Trainers. Michael Frontzeck diktiert den dankbar notierenden Vertreter der schreibenden Zunft in die Notizblöcke seinen Ärger über die vor dem Spiel getätigte Aussagen des Präsidenten. Und  „Ich weiß nicht, ob wir jetzt schon so gut sind, dass wir dem Gegner Aufbauhilfe geben und Motivationshilfe leisten. Das waren absolut unnötige und ärgerliche Aussagen.“ Das wird nun natürlich in den Medien hochgejazzt – endlich mal wieder Zoff am Millerntor. Endlich wieder was zu schreiben.

Ich habe dazu eine Meinung: davon abgesehen, dass ich des Trainers Ansinnen die Deutungshoheit über sportliche Belange im Verein zu haben, nachvollziehen kann, glaube ich nicht, dass es zwischen Orth und Frontzeck – zwischen Präsident und Trainer – wirklich einen nennenswerten Disput gibt. Denn sonst wären sich die Beiden nach dem Spiel sicherlich nicht derart freundlich begegnet, wie auf diesem Bild.

Soweit zur Missstimmung rund um das Spiel. Montag morgen zeige ich Dir hier Bilder zur Stimmung beim Spiel. 🙂