Am Samstag begleitete ich meine erste gleichgeschlechtliche Hochzeit. Es war – wie alle Feste, die ich bisher als Hochzeitsfotograf miterleben durfte – ein wunderschönes, emotionales Ereignis. Eine Sache beschäftigt mich allerdings seit diesem Tag, denn damit hatte ich nicht gerechnet.
Als ich letztes Jahr von diesem Paar gefragt wurde, ob ich eine gleichgeschlechtliche Hochzeit fotografieren würde, musste ich überhaupt nicht nachdenken, um dies zu bejahen. Meine Aufgabe als Hochzeitsfotograf ist es, die Liebe zweier Menschen zueinander, an einem für sie speziellen und wichtigen Tag in individuellen Bildern einzufangen. Wer sich einander das „JA“ gibt, hat dafür gute Gründe. Dabei ist es auch egal, ob vor dem Standesamt, in der Kirche oder bei einer freien Zeremonie. Und ist es dabei nicht auch egal, wer wen liebt?
Am Samstag gab es dann ein schönes und ausführliches Paarshooting mit meinem Hochzeitspaar an unterschiedlichen und sehr schönen Orten in Hamburg. Bis jetzt habe ich in ähnlichen Situationen immer folgende zwei Möglichkeiten von Reaktionen durch zufällig vorbeikommende Passanten erlebt. Erste Variante: „Sind das Werbeaufnahmen?“ Da bin dann vermutlich ich mit meinem Fotokameras und Lichtequipment dran schuld. Wenn mein Paar oder ich verneinen, führt das automatisch zu Variante zwei, nämlich zu dem Ausspruch: „Herzlichen Glückwunsch!“ Sehr viele vorbeikommende Menschen wünschen dem Brautpaar Glück. Nicht alle, aber sehr viele.
Mit meinem gleichgeschlechtlichen Paar war das anders. Und das ist es auch, was mich seit dem beschäftigt. Die einzige Reaktion zufällig vorbeikommender Passanten war nämlich beim Gruppenfoto auf der Hafentreppe: „Wo ist denn die Braut?“ Und das war nicht witzig gemeint. Die Frage hatte einen verwirrten Unterton. Aber ansonsten? Außer einigen verstohlenen und durchaus vielsagenden Blicken passierte nichts. Keine Fragen, keine Bemerkungen, keine Glückwünsche. Ist es immer noch etwas Besonderes, wenn eine Frau eine Frau oder ein Mann einen Mann heiratet? In Hamburg? Da hätte ich von den Menschen in einer Großstadt einen lockeren Umgang erwartet, mehr Souveränität, weniger Berührungsängste.
Es ist doch wunderschön, wenn sich zwei Menschen miteinander verbinden. Dabei sollte das einzige, was wichtig ist und wirklich zählt, die Liebe sein!