Ansel Adams ist vor allem wegen seiner Arbeit im Yosemite Park bekannt. Dort hat er seine schwere Großformatkamera zu unmenschlichen Uhrzeiten auf viel zu hohe Berge geschleppt, nur um das richtige Licht zu erhoffen. Landschaftsfotografie in Perfektion eben.
Mir persönlich hat er vor fast 30 Jahren das fotografische Sehen beigebracht: durch das Buch „Das Negativ“. Warum das offensichtlich nicht mehr aufgelegt wird, ist mir bei der grassierenden Analogwelle ein Rätsel. Dabei legt Adams in dem Buch nicht nur seine Arbeitsweise zur Entwicklung von Negativen offen, wie der Titel vielleicht vermuten läßt. Das Wichtige an dem Buch ist die exakte Erklärung, wie es erst überhaupt zu einem optimal belichteten Negativ kommt. Durch das von ihm entwickelte Zonensystem habe ich damals ein Tool an die Hand bekommen, mit dessen Hilfe ich auch schwierige Lichtbedingungen vor meinem geistigen Augen entschlüsseln kann. Und das Tolle: das System funktioniert noch heute. Ohne Abstriche. Die Technik ist weiter vorangeschritten, die Unterlegenheit fotografischen Materials gegenüber dem menschlichen Auge ist geblieben. Das Zonensystem hilft, eine Umsetzung zu finden, um trotz technische Unterlegenheit gut belichtete Bildergebnisse zu bekommen – auch ohne Kameraautomatik, 3D-Matrixsystem, kamerainterner Bilddatenbank und wie diese Tools in modernen DSLR Kameras heissen mögen…
Diese Entwicklung hat Ansel Adams vorausgesehen, zumindest lässt dies sein Zitat vermuten:
Bis auf ein paar Ausnahmen werden heute nach anspruchsvollen Qualitätsnormen Systeme hergestellt, deren ganze eingebaute Intelligenz verhindern soll, dass der Fotograf seine eigene anstrengt!
Da mir das Zonensystem damals sehr geholfen hat und heute immer noch in meinem Kopf umherschwirrt, erkläre ich es übrigens auch auf meinen Workshops 🙂
In der Reihe mit dem „Negativ“ Buch von Ansel Adams gibt es übrigens noch „Das Positiv“ – steht auch bei mir im Schrank, ist aber nicht ganz so überwältigend und da es sich auch sehr detailliert mit der Einrichtung einer Dunkelkammer befasst, wohl nicht mehr so „up to date“ – und das Buch „Die Kamera“, was ich allerdings nicht besitze. Vielleicht findest Du ja „Das Negativ“ in deiner örtlichen Bücherei. Das Zonensystem wird dort leicht verständlich auf 60 Seiten erklärt. Meines Erachtens hilft das mehr als so manches Photoshop-Tutorial 😉