Warum sehen die Farben meines Bildes auf Deinem Monitor anders aus als bei mir? Das ist eine der häufigsten Fragen seit es digitale Fotografie gibt und Bilder über das Internet ausgetauscht und betrachtet werden. Und wer schon mal seine Bilder ausgedruckt hat – sei es auf dem heimischen Drucker oder bei einem professionellen Fotodienst – war eventuell über die Farben enttäuscht und hat sich gefragt, warum das wohl so ist.
Die Antwort auf beide Fragen lautet ganz einfach: Farbmanagement. Da hört es aber auch schon mit der einfachen Antwort auf. Zu diesem Thema gibt es dicke Bücher und wer Google anschmeißt bekommt viele gute und in die Tiefe gehende Webseiten angezeigt.
In Gesprächen mit Leuten, die sich erstmals mit dieser Thematik befassen, bemerke ich aber oftmals ein fehlendes Grundverständnis. Deswegen möchte ich mit den folgenden Ausführungen das Grundsätzliche zum Thema Farbmanagement in möglichst einfacher Form leicht verständlich erklären – zumindest es versuchen.
Nehmen wir an, Du hast in kontrollierter Lichtumgebung ein farbrichtiges Bild gemacht. Das hast Du zum Beispiel durch Verwendung einer Graukarte korrigiert. Wie kannst Du nun sicher sein, dass Dein Bild auf Deinem Monitor richtig angezeigt wird? Eigentlich nur durch eine Kalibrierung Deines Monitors. Dafür gibt es sogenannte Kolorimeter. Diese messen definierte Farben bei der Bildschirmanzeige und erstellen daraus ein Korrekturprofil – speziell für Deinen Monitor. Nun kannst Du sicher sein, dass Dein Bild auf Deinem Monitor farbrichtig angezeigt wird. (Ja, ich weiß, dass ich hier zum Beispiel den Einfluß des Umgebungslichtes außer acht lasse oder auch die Qualität des Monitors, der eventuell gar nicht in der Lage ist alle Farben darzustellen – aber ich will den Sachverhalt ja einfach erklären.)
Wie schaffst Du es nun, dass Dein garantiert farbrichtiges Bild auch auf dem Monitor Deines Freundes richtig angezeigt wird? Richtig: er muss seinen Monitor ebenfalls individuell kalibrieren.
Und trotzdem gibt es dabei noch eine Fehlerquelle: nämlich das Programm, dass Dein Bild bei ihm anzeigt. Dieses Programm – oftmals ein Webbrowser – muss nämlich das Farbmanagement ebenfalls beherrschen. Für die farbrichtige Darstellung sind nämlich immer zwei Faktoren entscheidend: zum einen das Profil des Monitors und zum zweiten das Profil des Bildes.
Ja, das Bild hat auch Informationen zu den verwendeten Farben eingebettet. Im Allgemeinen spricht man hier vom Farbraum. Du hast vielleicht schon mal die Begriffe sRGB, AdobeRGB oder sogar LAB gehört. Einfach gesagt werden Farben durch diese Kürzel definiert. Alles genauere würden den Rahmen dieser Einführung sprengen.
Wenn das Programm, das Dein Bild anzeigt, die eingebetteten Informationen zu den verwendeten Farben nicht auslesen kann, dann wird das Bild trotz kalibiriertem Monitor nicht farbrichtig angezeigt. Man spricht dann davon, dass das Programm das Farbmanagment nicht beherrscht. Obenstehendes Bild zeigt Dir eventuell den Effekt: stimmen die Farben mit den Farbbezeichnungen überein? Glückwunsch, Dein Programm zur Anzeige des Bilder beherrscht das Farbmanagement. Falls nein, probiere das Bild mal im Dateiverzeichnis direkt anzuzeigen. Ich könnte wetten, dass es da anders aus sieht. (EDIT: Mittlerweile können die meisten Browser Farbmanagment, ansonsten würdest Du bei obigen Bild die Schrift nicht in den entsprechenden Farben sehen – so wie es beim Beitragsbild ganz oben angedeutet ist.)
Du benötigst also immer zwei Profile: eins für die verwendeten Farben des Bildes und ein zweites damit Dein Monitor die verwendeten Farben korrekt darstellen kann.
Gleiches gilt übrigens auch für Drucker: die müssen ebenfalls kalibriert werden und bekommen so ein spezielles Profil für die richtige Darstellung der Farben. Trotzdem muss der Drucker das eingebettete Profil des Bildes auch auswerten können, damit dann auch wirklich ein korrektes Bild rauskommt und Du nicht über die Farben des Bildes enttäuscht bist.
Zum Schluß noch ein Tipp, denn Du kannst ja nicht davon ausgehen, dass alle vor einem kalibrierten Monitor sitzen: schalte möglichst viele Fehlerquellen aus. In dem Fall, dass Du Bilder im Internet zeigst, solltest Du Deinen Bildern den Farbraum sRGB mitgeben, denn das sind die Farben, die genutzt werden, wenn das verwendete Programm kein Farbmanagement kann und es sind am ehesten die Farben, die ein Monitor auch darzustellen in der Lage ist. Sozusagen der kleinste gemeinsame Nenner – mit einer Ausnahme: wenn kein sRGB-Farbprofil im Bild mitgegeben wird und der Betrachter vor einem Monitor mit Wide Gamut sitzt, dann wird das Bild in einem Programm ohne Farbmanagement als AdobeRGB interpretiert und deswegen zu bunt dargestellt.