Nikon D800e und die Suche nach Moiré

Letztes Wochenende in Paris habe ich ganz intensiv nach Moiré gesucht. Das Nichtauftreten dieses optischen Problems ist der vieldiskutierte Vorteil normaler digitaler Spiegelreflexkameras mit einem sogenannten AA-Filter (Anti-Aliasing). Die Nikon D800e hat einen solchen Filter nicht. Einfach erklärt, zeichnet ein AA-Filter die Bilder einer DSLR weich und verhindert so bei regelmäßigen Muster die Moirébildung. Denn der Sensor der Kamera ist ebenfalls exakt und regelmäßig aufgebaut. Wenn nun zwei streng regelmäßige Muster gegeneinander leicht versetzt zueinander abgebildet werden, dann kann Moiré entstehen. Halte mal zwei Feinstrumpfhosen (zum Beispiel vom letzten Banküberfall, damit Du Dir die neuen Kameras auch leisten kannst) gegeneinander und Du siehst sehr leicht der Veränderungen im Muster – Moiré. (Übrigens baut Fuji deswegen unregelmäßige Sensoren.)

Nun hat Nikon nicht das Weglassen des AA-Filters erfunden. Deswegen hatte ich bei meinen Überlegungen zum Kauf der D800e gegenüber der D800 keine Angst davor, ab sofort nur noch Probleme mit Moiré zu haben. Das Potenzial für noch schärfere Fotos hat mich mehr gereizt. Trotzdem wollte ich natürlich wissen, wie anfällig die Kamera auf Moiré ist. Da eignet sich ein Wochenende mit Freunden in Paris hervorragend.

Das ganze Wochenende habe ich feine Strukturen fotografiert: Gitter an Häuserfronten, Vogelgefieder mit dem Makro, Luftschlitzschutzgitter der Metro,… Ich konnte anstellen, was ich wollte – kein Moiré.

Ganz zum Schluss, auf dem Weg mit der Flughafenshuttlebahn zum Terminal 1 vom Flughafen Charles de Gaulle, da habe ich es gefunden: Moiré!

Nun habe ich im nächsten Step versucht das Moiré hinterher in der Bildbearbeitung zu verringern und ich muss sagen, dass an dieser Art Moiré alle Programme gescheitert sind. Bevor ich die Nikon D800e gekauft habe, hatte ich Vogelgefiedertestbilder anderer Kamerakäufer heruntergeladen und mittels Moiré-Pinsel in Lightroom kein Problem gehabt, das Moiré in deren Gefieder zu eliminieren. Bei meinem Bild ist Lightroom genauso gescheitert wie alle drei Stufen der Moiré-Entfernungseinstellung in Capture NX2. Am Effektivsten erscheint mir noch der Moiré-Pinsel in Capture One, aber komplett weg bekomme ich auch damit dieses im Bild gezeigte Moiré nicht.

Update am 22. Juni 2012: ich hab dann doch noch ein anderes Bild mit Moiré gefunden. Im dritten Bild siehst du ein karriertes Hemd, vor und nach der Anwendung des Moiré Pinsels in Lightroom. War in diesem Fall eine Sache von wenigen Augenblicken.

Fazit: Wer damit leben kann auch mal ein Bild wegschmeissen zu können, obwohl es eigentlich gut ist, bekommt mit der Nikon D800e eine tolle Kamera mit faszinierende Schärfe und Detailreichtum. Wer auf Nummer sicher geht, kauft lieber die Nikon D800 ohne e und dreht etwas mehr an den Schärfeeinstellungen in der Bildbearbeitung – nur bei sehr großen Prints werden die Unterschiede wirklich sichtbar sein.

  1. Hallo Stefan

    Hast du es schon mal mit Keinrechnen probiert? Kleinrechnen? Ich meine die Technik das beim Scannen von gedruckten Fotos entstehende Moiré zum Verschwinden zu bringen. Scan des Tageszeitung-/Magazinfotos mit – viel zu hohen – 2400 dpi (und mehr), anschließend gleich in die „verbotene“ 1:1/100% Monitorwiedergabe gehen und mit dem Radius des Gauss’schen Weichzeichners solange spielen, bis die Druckpunkte weg sind. Dann runterskaliert und per USM nachgeschärft funktioniert es so gut wie immer… OK, die D800E erzeugt keine Druckrasterpunkte. Aber vielleicht geht da auch was? Aus dem 36 MP Bild ein 2 MP 20×30 cm 150 ppi A4 Druck machen… Wobei ich keine Ahnung habe, ob das übertragbar oder kompletter Blödsinn ist. OK, wozu eine 36 MP Kamera nehmen, wenn ich davon nur 2 MP will 😉

    Ralf

    PS.: Die 1:1 Wiedergabe zeigt auf meinem 21″ iMac KEIN Moiré!

    PS.: Als SW würde ich es trotzdem an die Wand hängen! Dann ist wenigstens das Farbmoiré im Gitter weg…

  2. Ich hab auch in den Fotos mit meiner D700 Moiré gefunden, das ist also kein Alleinstellungsmerkmal für die D800E.
    Mit AA-Filter ist es halt nur etwas unwahrscheinlicher, mehr auch nicht.

      1. Mitbekommen, ja, aber von Anfang an für Unfug gehalten. Mittelformat, Leica und andere kommen auch wunderbar ohne AA-Filter aus, ohne dass die Anwender dauernd über Moiré jammern würden.

  3. Moin,
    ich wollte zubedenken geben, dass der Dopplereffekt durch die verschiedensten Überlagerungen sichtbar werden kann.
    Da fallen mir, z.B. Folien in Sicherheitsglas ein, oder die Monitorauflösung.
    Schwebungen treten nur auf, wenn die Frequenzen sehr ähnlich sind. Bei dem Hemd werden es eher die Fasern als das Muster sein.
    Die Farbverschiebung am Fughafen wird wohl eher durch die Brechung an der Scheibe hervorgerufen.

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