Leica APO-Summicron-M 1:2/90 mm ASPH.

Ich muss mal kurz meine Freude verbloggen.

Am Freitag sah ich eher zufällig in einem Hamburger Photogeschäft ein Leica APO-Summicron-M 1:2/90mm ASPH gebraucht im Leica-Schrank stehen. Das ist schon an sich verwunderlich. Es war das erste Mal, dass ich diese Linse in einem Fotoladen stehen sah. In Foren spricht man überall auf der Welt von ein bis zwei Jahren Wartezeit, um ein solches Objektiv ergattern zu können. Noch bevor ich mich fragen konnte, warum jemand dieses Objektiv verkauft, hörten meine Ohren schon meinen Mund höflich den Verkäufer fragen, ob ich die Linse mal an meiner M anschrauben könnte.

Es ist nämlich so, dass egal wen man liest, alle von dieser Linse schwärmen. Die optimale Porträtlinse mit einer angeblich unglaublichen Randschärfe. Nicht, dass mich das als Noctilux-Besitzer irgendwie beeinflusst. Allerdings habe ich schon nach einem Objektiv gesucht, das bessere „Head-Shot“-Fähigkeiten hat. Dank des Mindestabstandes beim 50er Noctilux von einem Meter ist doch immer etwas viel um den Kopf drumherum, wenn es zum Beispiel um nahe Porträts geht. Mit einer 90mm Linse ist das dann kein Problem.

Lange Rede, kurzer Sinn: nach zwei Auslösungen vom Summicron-M fand die Linse spontan den Weg in meine nicht vorhandene Fototasche. Zumal ich scheinbar ein Schnäppchen machte, denn eine sehr gut erhaltene Optik für nahezu 50% des Neupreises kann bei Leica durchaus als solches gesehen werden.

summicron90

In meiner glücklichen Aufregung hatte ich nicht den Grund für den verhältnismäßig niedrigen Preis gesehen. Die Linse hat keine 6-bit Codierung. Mit dieser Codierung wird den digitalen Leica Bodys übermittelt, welches Objektiv angesetzt ist. Klingt hoch technisch, ist es bestimmt auch. Tatsächlich sind es nur 6 Farbmarkierungen, die sehr leicht nachgerüstet werden können. Es gibt sogar Anleitungen im Netz, wie man das mit ein wenig Farbe selbst machen kann. Denn mehr ist es wirklich nicht: Farbe. Natürlich kann ich aber auch an der Kamera exakt angeben, welches Leica Objektiv gerade Bilder macht. Also kein Problem. Die Linse ist – wenn die Seriennummerlisten im Netz stimmen – von 2003. Digitale Leicas gibt es erst seit 2008, daher ist die Linse noch nicht kodiert. Gebaut wird sie übrigens seit 1998 in dieser Form.

Natürlich habe ich die Linse gleich artfremd beim gestrigen Rollerderby eingesetzt. Mehr Bilder von diesem sportlichen Event gibt es hier. Aber ich wollte dir kurz was zu der Schärfe der Linse zeigen. Schau dir bitte mal obiges Bild an und blicke dabei vor allem auf die roten Schnürsenkel am äußersten linken Bildrand. OK, das Bild rauscht etwas, aber das ist ISO1600 geschuldet. Neben der Schärfe fasziniert mich wieder mal, wie das APO-Summicron-M 1:2/90mm ASPH die Dimensionalität der Schnürsenkel darstellen kann. Den Knoten kannst du doch fast aufmachen. Das hat mich ja auch schon beim Noctilux überrascht. Keine Ahnung, wie Leica das hinbekommt.

Jedenfalls ist das Bild bei Offenblende, also Blende 2, fotografiert. Eine solche Randschärfe habe ich bei Nikon bei Offenblende höchstens beim 200/2 erlebt, dann aber nicht mit der Plastizität. Das in der Brennweite vergleichbare AF-S 85mm f/1.4G schafft das auch abgeblendet nicht. Übrigens ist die Nikon 85mm Linse gute 100g schwerer. Wenn du diese Schärfe bei Nikon oder Canon erleben willst, musst du schon zu Zeiss Linsen greifen. (OK, die neuen Linsen von Sigma aus der ART-Reihe habe ich noch nicht ausprobiert.)

Immer noch nicht überzeugt? Ok, dann die Auflösung: obiges Bild ist ein Ausschnitt. Das hier ist das komplette Bild…

Du entschuldigst, dass ich grinse…