Iain und Lucy warten in der Chapel auf ihre Vermählung

Heiraten in New York

Heute schreibe ich mal zu einem Thema, das überhaupt nichts mit Fotografie zu tun hat. Ich habe mich aus persönlichen Gründen intensiv mit dem Thema auseinander gesetzt und dabei festgestellt, dass es im deutschsprachigen Netz viele falsche oder veraltete Informationen dazu gibt. Selbst auf der Seite der Bundesregierung. (Ich glaube, da ist das auswärtige Amt für zuständig…)

Folglich wollte ich einen Blogpost dazu schreiben, bevor auch meine Informationen wieder veraltet sind 🙂

Heiraten in New York ist super einfach. Alles was du brauchst ist ein Ausweis und eine Kreditkarte. Und Zeit.

Bevor Du in New York heiraten kannst, musst du einen Heiratsantrag stellen. Deiner Liebsten aka Deinem Liebsten sowieso und dann offiziell beim City Clerk von New York. Es gibt in jedem Stadtteil ein Büro, also 5 in der Stadt. Wir haben in frisch renovierten Büro in Manhatten geheiratet.

Der Antrag, den Du zunächst stellen musst, heißt bezeichnenderweise Marriage License, kostet 35$ und berechtigt Dich frühestens 24 Stunden nach der Antragstellung zu heiraten und gilt für 60 Tage. Auf der Antragsbestätigung steht auch drauf, ab welcher Uhrzeit Du heiraten darfst. Den Antrag kannst du übrigens auch online ausfüllen.

Du gehst also am nächsten Tag wieder zum gleichen Amt und meldest Dich mit Antrag, Ausweis und einen(!) Zeugen dort an. Falls Du keinen Zeugen hast, wirst Du auf dem Amt einen finden. Wir hatten auch keinen und haben einfach Wartende angesprochen. Nach einigen Absagen, trafen wir Iain und Lucy, die zufälligerweise ebenfalls auf Zeugensuche waren. Folglich hat Iain (die Schreibweise ist korrekt so, denn er kommt aus Cardiff/Wales) unsere Hochzeit bezeugt und ich war Zeuge und Spontanhochzeitsfotograf bei den beiden überaus netten Heiratswilligen.

Die Eheschließung schlägt übrigens mit 25$ zu Buche. Bei den Bildern unten gibt es noch weitere Infos dazu. Du musst einen Zettel ausfüllen und darauf warten, dass ein Beamter die Informationen überprüft und die letzten Unklarheiten ausräumt. Danach musst du wieder warten, bis es in die „Chapel“ und zum Standesbeamten geht, der die eigentliche Zeremonie durchführt.

Die Eheschließung selbst ist völlig unromatisch und dauert gefühlte 25 Sekunden. Sie beschränkt sich auf die notwendigsten Sätze: „Gibt es jemanden, der etwas gegen die Eheschließung hat?“ (Da keiner da ist, kann auch keiner was dagegen haben.) „Willst Du [Name der Frau] den hier anwesenden [Name des Mannes] ehelichen, so antworte mit ‚I do‘.“ Das ganze natürlich auch umgekehrt. Falls Du vor der Zeremonie angegeben hast, dass ihr Ringe tauschen wollt, dann kommt jetzt irgendwas mit „zum Zeichen eurer ewigen Liebe tauscht die Ringe“. Der letzte Satz der Beamten ist dann „Kraft meines Amtes im wunderbaren Staate New York erkläre ich euch zu Mann und Frau“. Er freut sich, applaudiert und ihr dürft euch küssen. That’s it!

Du bekommst die Heiratsurkunde und bist verheiratet. Aber nur in den Staaten! Wenn die Heirat auch in Deutschland (und dem Rest der Welt) anerkannt sein soll, dann brauchst Du eine Apostille.

Also wieder zum Frontdesk, wieder Antrag ausfüllen, wieder warten, diesmal 35$ zahlen und die schnellste Stemplerin, die Du je gesehen hast, bewundern. Dann noch zu einem anderen Fenster gehen und sich die Bestätigungsunterschrift holen. Jetzt muss die Apostille noch beglaubigt werden. Dafür musst Du über die Strasse ins Gericht gehen und vom Notar die Unterschrift bestätigen lassen. Das kostet 3$ und leider darfst Du in dem Gebäude nicht fotografieren – es würde sich lohnen. Dein Gepäck wird aber am Empfang zurück gehalten und Du musst eine Personenkontrolle wie beim Flughafen über Dich ergehen lassen.

Nun musst Du Dir nur noch die Bestätigung der Bestätigung im Department of State im 19. Stock der 123 William Street abholen. Dort darfst Du auf unbequemen Stühlen warten und 10$ (bar und passend Daniel und Kerstin schrieben mir im April 2013: „Das Department of State nimmt zur Ausstellung der Apostille leider kein Bargeld mehr an, sondern nur noch Cheques oder MoneyOrder. Aber kein Grund zur Panik – MoneyOrders erhält man schräg gegenüber bei Duane Reade (so’ne Art Drogerie-Markt) an der Foto-Theke.“) dafür bezahlen. Das ist es dann aber auch wirklich! Ab dann bist Du auch in Deutschland verheiratet.

Klingt alles schlimmer als es ist, denn die Leute auf dem Standesamt wissen schon auf Grund Deines Akzentes was Du von ihnen willst und leiten Dich an, erklären Dir die nächsten Schritte. Oder wie unser Trauzeuge Iain das so schön gesagt hat: „Die Menschen hier geben einem das Gefühl, dass man den ganzen Tag hier sein möchte – solange du eine Kreditkarte dabei hast.“

Falls sich Dein Name durch die Heirat geändert hat, musst Du das in Deutschland anerkennen lassen. Das ist komplizierter als die Eheschließung in New York.

Die Heirat kannst Du Dir in Deutschland bestätigen lassen, mit dem Vorteil, dass – falls Du Deine New Yorker Heiratsurkunde verlierst – Du Dir in Deutschland eine neue ausstellen lassen kannst. Sonst musst Du Dir eine neue in New York besorgen – das könnte etwas aufwändiger werden…

Nun noch ein paar Impressionen von dem Amt in Manhatten.

Noch ein paar Anmerkungen zum obigen Text: das ist die einfache Vorgehensweise. Natürlich gibt es Sonderfälle und Ausnahmen. (Edit: und der Text ist von 2011 – da könnte sich was geändert haben…) Auf der Seite des City Clerk Office bekommst Du alle Infos!

Wem das zu unromantisch und zu viel Behörde ist, der kann sich einen professionellen Wedding Planer nehmen und dann seine Hochzeit nach seinen Wünschen kreieren. Mit Hochzeitskutsche durch den Central Park oder der Heirat an einem besonderen Ort. Der Dienstleistungssektor ist in New York – und vor allem in diesem Bereich – deutlich ausgeprägter als in Deutschland. Allerdings bist Du dann auch schnell bei 1000$ für die Heirat.

Wir wollten das alles selbst machen. Wir werden nie vergessen, wie wir hundertmal überprüft haben, ob wir auch alle Dokumente eingepackt hatten. Wir werden nie vergessen, wie wir in der Wartezeit andere glückliche Liebespaare gesehen haben – vor allem die Elfe mit den grünen Haaren. Wie werden nie vergessen, wie wir in Lucy’s glückliche Augen geschaut haben, als sie begriff, dass wir das gleiche Problem haben wie sie und wir uns gegenseitig helfen können. Wie werden nie vergessen, wie wir uns vor dem Standesbeamten in die Augen geschaut haben, um den Einsatz für unser „I do“ nicht zu verpassen. Und, und, und,…

Und außerdem wussten wir ja auch, dass wir am nächsten Tag mit Ryan Brenizer einen wunderbaren Fotografen gefunden hatten, der unser Glück bildlich umzusetzen wusste.

  1. Ja. Erstaunlich hübsch dort. Und der Standesbeamte kommt auch sehr freundlich rüber.
    Unbürokratisch und ohne Tamtam. So macht heiraten bestimmt Laune. 🙂

  2. Haben gerade erfahren, dass Freunde im Herbst für 2 Jahre nach NY ziehen.

    Irgendwie steht nun gerade unsere Planung für Italien ein wenig in Frage. Einfach zu unproblematisch da drüben.

    (Fortsetzung folgt)

  3. Hallo Stefan , vielen Dank für Deinen tollen Artikel. Wir waren letzte Woche in New York und haben dort auf demselben Standesamt in Manhattan geheiratet. Wir konnten uns an Deinen Artikel gut orientieren und wussten immer sofort was als nächstes passieren wird. Es war alles genauso wie Du es beschrieben hast, sogar der Standbeamte der die Trauung vollzogen hat war der gleiche. Wir hatten nur das Glück das wir eine bekannte in New York hatten die für uns Trauzeugin gewesen ist.
    Es wird auch für uns ein unvergesslicher Tag in New York bleiben ….
    Gruß Frank und Ulrike
    Hamburg

  4. Hallo Stefan,

    als ich im Februar auf deinen Blog gestoßen bin, hab ich beim Lesen fast Gänsehaut bekommen. Im März war‘ s dann bei uns auch soweit und wir haben uns auch in New York getraut. Gleicher Standesbeamte, gleiches Prozedere und mit Sicherheit gleiches Glücksgefühl, dass alles reibungslos geklappt hat und wir endlich ganz stolz unsere 3-fach beglaubigte Heiratsurkunde nebst Apostille in Händen hatten.
    Vielen Dank für deine Beschreibung – die hat wirklich sehr geholfen.

    Zum Abschluss noch zwei Tipps für alle, die das tolle Erlebnis einer Trauung in New York noch vor sich haben:

    Das Department of State nimmt zur Ausstellung der Apostille leider kein Bargeld mehr an, sondern nur noch Cheques oder MoneyOrder. Aber kein Grund zur Panik – MoneyOrders erhält man schräg gegenüber bei Duane Reade (so’ne Art Drogerie-Markt) an der Foto-Theke.

    Wer noch einen tollen Fotografen und extrem sympathischen Trauzeugen in Personalunion sucht, sollte sich im Internet mal nach Sascha Reinking umschauen. 🙂

    Viele Grüße aus München,
    Daniel & Kerstin

  5. Hallo Stefan,
    ich habe durch Zufall Deine Beschreibung zum Heiraten in NY gefunden. Wir wollen im Dezember in NY heiraten. Gibt es vielleicht Veränderungen? Habt Ihr Empfehlungen für einen Photographen und ein Hotel?? Wie lange wart Ihr vor Ort? Würde mich sehr über eine Antwort freuen. Viele Grüße, Gaby

    1. Hallo Gaby, herzlichen Glückwunsch zu dieser Entscheidung. Soviel ich weiß sind einige Ämter zusammen gelegt worden. Photograph natürlich Ryan Brenizer 🙂

      1. Vielen Dank für die schnelle Antwort! Hast Du evtl. auch eine Hotelempfehlung? Ist eine Hochzeit von Freitag bis Montag realisierbar? Viele Grüsse, Gaby

          1. Hotelvorstellungen sind verschieden, das stimmt. Mit meiner zweiten Frage wollte ich nur herausfinden, ob man erfahrungsgemäß zum Heiraten in NY mit 4 Tagen übers Wochenende hinkommt, oder ob man längere Zeit einplanen muss.

          2. Naja, am Wochenende sind keine Geschäftszeiten und du musst nach der Anmeldung 24 Stunden warten. Das wird also knapp…

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