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Auswärtsfahrt nach Hannover

Verlängertes Wochenende und ein Auswärtsspiel in der Nähe mit halbwegs humaner Anstosszeit plus Sonderzugfahrt mit dem Reisebüro Fanladen – klar, dass ich da nicht nein sagen konnte. Ich hatte aber ehrlicherweise keine Lust, in Hannover unten am Rasen zu fotografieren. Also bin ich einfach so mitgekommen, ohne Schlepperei mit schwerer Ausrüstung und dafür mit viel Spaß mit meinem und anderen Fanclubs. Aber ohne Kamera kann ich natürlich auch nicht aus dem Haus. Leider sind als Zuschauer in Hannover keine Kameras mit Wechselobjektive zugelassen und das hat die Auswahl meiner mitnahmefähigen Kameras auf ganze 2 minimiert. Und als ich dann am Vorabend meine kürzlich noch gut funktionierende Nikon Ti35 mit einem 1997 abgelaufenen Film beladen wollte, tat sie auch mit frischen Batterien keinen Mucks. Deswegen gibt es heute digitales zu sehen, mit dem Vorteil, dass es eben jetzt schon Bilder gibt – und mich danach nicht mehr über den Besuch in Hannover aufregen muss.

Die Fahrt selbst war gewohnt entspannt, die Polizei vor Ort hielt sich angenehm zurück, die Ordner nahmen die Kontrollen beim Einlass zum Stehplatzblock ein bißchen zu genau und das Spiel war so, wie man eben spielt, wenn man in der Tabelle hinten drin steht. Die Abwehr machte ihre Arbeit überwiegend gut, das Mittelfeld wurde mit hohen und langen Bällen schnell überbrückt und machten es der Hannoveraner Abwehr viel zu leicht, die Bälle wieder schnell in Richtung St. Pauli zu treiben. Nach dem Tor gegen uns versuchte Mannschaft und Trainer noch mal alles und kassierte unglücklich in der Nachspielzeit den zweiten Treffen. Nicht schlimm, dieser Treffer. Schlimm finde ich eigentlich beim Zustand der aktuellen braun-weißen Mannschaft nur, dass ich nicht das Gefühl habe, das Team glaubt an sich. Vielleicht sollten die gesperrten oder nicht nominierten Spieler sich mal in den Fangblock stellen – die Anfeuerung besonders in der zweiten Halbzeit war aus dem Block heraus nämlich grandios. Die Fans jedenfalls haben an das Team geglaubt. Lange.

Damit komme ich dann zum Aufreger des Tages: Niveaulimbo auf Seiten der Hannoveraner. Sexistische Kackscheisse. Schon die Eckenpräsentation eines Möbelhauses war ein Knaller: “Mehr Matratzen als auf der Reeperbahn”. Das war schon vor 20 Jahren nicht mehr lustig. Dazu passt dann auch, dass der Stadionsprecher fast hyperventilierte, als eine Frau im Halbzeitspiel einen Ball in ansprechender Form in Richtung eines Betonmischers schoß. Als ob Frauen kein Fussball spielen könnten.

Der Oberknaller war aber das Fanbanner, das die komplette erste Halbzeit bei den Hannoveranern hing. Bei Spielbeginn noch “Kämpfen, bis die Fetzen fliegen” wurde kurz nach Spielbeginn “Kämpfen, bis die Fotzen liegen”. Das O mit Sankt Pauli Vereinsemblem versehen. So eine infantile Scheisse traue ich schon nicht mal Braunschweigern zu.

  1. Ich muss sagen, ich war ja eher amüsiert über die Hannoveraner Primitivität. Wer so viel Aufwand in derlei Botschaften steckt, hat schon…interessante…Prioritäten.
    Andererseits finde ich traurig, dass unserem Block scheinbar keine “stpaulianischen” Antworten mehr auf sowas einfallen. Wie beim letzten Spiel in Rostock, als wir einfach diese Zwei-Zeigefinger-Geste übernommen und dazu “Wir sind alle schwule Antifa-Module” gesungen haben (gab’s da dann nicht sogar Shirts davon?). Gestern hätte man z.B. einfach unser Zeckenlied mit dem netten F-Wort umdichten können und den 96ern zurück um die Ohren werfen. Und was kommt? “Scheiß Hannover, hey, hey.”
    Da braucht man dann auch nicht mehr diesbezüglich auf andere Szenen herabschauen.

  2. Pingback: Der Hannover-Blues | Grenzenlos Sankt Pauli

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