Bei den Schneeaffen – Japan Teil 1

Herzlich Willkommen zum ersten Teil meines Berichts über unsere Urlaubsreise nach Japan. In diesem Bericht erzähle ich dir, wie wir nach einigen Tagen der Akklimatisierung in Tokio die durchaus berühmten badenden Schneeaffen im Jigokudani Yaen-koen Nationalpark in der Nähe von Yudanaka besuchten. Und wie abenteuerlich ein Ticketkauf für eine Bahnfahrt sein kann…

Japan ist etwas größer als Deutschland. Bei einem dreiwöchigen Urlaub ist es also unmöglich, die unterschiedlichen Facetten des Landes adäquat zu erleben. Es ist ja auch in Deutschland etwas anderes, ob ich Hamburg und Berlin bereise – oder eben Schwarzwald und Harz. Deswegen habe ich mich entschieden, den Reisebericht in mehreren Teilen zu verfassen. Die Überforderung an manchen Stellen bei der ereignisreichen Reise durch das wunderbare Japan möchte ich nicht auch meinen Leser:innen zumuten.

Ticketkauf für die Nagano Electric Railway

Die nicht ganz anderthalbstündige Fahrt mit dem Shinkansen von Tokio nach Nagano war erwartungsgemäß ereignislos. Dann stehen wir am Bahnhof in Nagano und suchen das Gleis für die Nagano Electric Railway. Das ist eine private Eisenbahngesellschaft. Wir hatten extra viel Zeit für diese Suche eingeplant. Denn interessanterweise konnte ich für die Fahrt von Nagano nach Yudanaka online einen Platz reservieren, aber kein Ticket kaufen. Ich ahnte also eine komplizierte Weiterfahrt, es kam aber noch „besser“.

Das Gleis für den Zug nach Yudanaka haben wir recht schnell im Untergeschoss außerhalb des Shinkansenbahnhofs in Nagano gefunden. Aber wie kommt man nun zu einem Ticket? In Japan wird viel über Automaten erledigt. Bevor du zum Gleis kommst gibt es in einem kleinen Wartebereich vier Ticketautomaten, von denen keiner Kreditkarten akzeptiert und einer defekt ist. Von den übrigen drei kommen zwei nicht mit neuen Geldscheinen zu recht. Bis zu diesem Zeitpunkt wusste ich nicht, dass es neue und alte Scheine gibt. Natürlich habe ich nur neue Scheine.

Heureka!

Ich glaube, den richtigen Knopf für die Fahrt gefunden zu haben. Es gibt aber auch ein Ticket, das für zwei Tage gilt und den vergünstigten Eintritt in den Jigokudani Yaen-koen Nationalpark beinhaltet. Sicherheitshalber erkundige ich mich nochmal nach dem richtigen Ticket, denn wir bleiben insgesamt drei Tage und zwei Tage sind leider nicht gleichbedeutend mit 48 Stunden. Glücklicherweise habe ich die passende Anzahl Scheine für die reinen Zugfahrtickets im Portemonnaie.

In Japan steckst du alle notwendigen Scheine gleichzeitig in den Automaten und zum Dank bekommst du Münzen und Ticket. Aus mir unbekannten Gründen konnte ich am Automaten das Rückreiseticket nicht gleich mitkaufen. Trotzdem klingt das jetzt beim Schreiben deutlich einfacher als ich es an dem Tag unter kleinem Zeitdruck selbst erlebt habe. Bei der Rückfahrt habe ich dann auch mitbekommen, dass ich einfach mit der Suica Card von der Tokio Metro hätte bezahlen können. Ich hätte also sogar bargeldlos unsere Tickets bekommen können.

Die Fahrt mit der Nagano Electric Railway

Noch aus Deutschland heraus habe ich auf einer schlecht strukturierten Seite der privaten Eisenbahngesellschaft einen Platz in der ersten Reihe gebucht. Da wusste ich noch nicht, dass die erste Reihe einen perfekten Blick auf die Strecke bietet. Das besondere an dem Limited Express Zug nach Yudanaka ist, dass der Fahrer über dir sitzt. Keine Ahnung, ob es in Japan auch einen TÜV gibt – aber es war schon abenteuerlich zu sehen, wie der Zugführer über eine bewegliche Leiter durch die Decke steigt.

Japan ist berechtigterweise stolz auf seine Zuginfrastruktur. Deswegen wurde unser Zug an nahezu jedem Bahnhof von Menschen mit Kameras festgehalten.

Unsere Fahrt in die Bergregion von Yudanka dauerte eine Dreiviertelstunde. Sie führte nicht nur in die letzten Tage des Winters, sondern auch in ein völlig anderes Japan als wir es vorher in Tokio entdeckt hatten.

Im Ryokan in Yudanaka

Yudanaka hat eine lange Geschichte als Ort mit vielen Thermalbädern. Die reicht Hunderte von Jahren zurück. Die Atmosphäre wirkt traditioneller, wenn man vom sanft abfallenden Ortsrand, wo sich der Bahnhof von Yudanaka befindet, nach oben geht.

Am Bahnhof werden wir von einem netten Menschen unseres Hotels Masuya abgeholt. Die Fahrt dauert nur grob fünf Minuten, aber es geht die ganze Zeit bergauf. Zu Fuß wäre das mit Koffern schweißtreibend geworden.

Das Masuya ist ein Ryokan. So werden japanische Gasthäuser bezeichnet. Traditionell gibt es dort Halbpension und mindestens ein Onsen – natürliche Thermalbäder. Nach dem japanischen Gesetz über heiße Quellen wird Onsen definiert als „heißes Wasser, Mineralwasser und Wasserdampf, das aus dem Untergrund sprudelt“. Das Gesetz gibt drei essentielle Bedingungen vor: das mineralisierte Quellwasser, das ein Onsen speist, soll mindestens 25 °C heiß sein, aus einer Tiefe von mindestens 1,5 Kilometern stammen und bestimmte Mengen an Mineralien wie Schwefel, Natrium, Eisen oder Magnesium enthalten. 

Wir werden das Onsen am nächsten Tag genießen. Jetzt ziehen wir erstmal unsere Schuhe aus, schließen diese neben der Rezeption ein und suchen halbwegs passende Hausschuhe aus. Später werden wir auch einen passenden Kimono überstreifen. Jetzt sind wir wirklich in Japan angekommen.

Essen in einem Ryokan

Das Essen in einem Ryokan bezeichnet man als Kaiseki – ein traditionelles mehrgängiges Essen. Kaiseki eine Kunstform, die Geschmack, Konsistenz, Aussehen und Farben von Lebensmitteln in Einklang bringt. Dafür werden ausschließlich frische, saisonale Zutaten verwendet und so zubereitet, dass ihr Geschmack optimal zur Geltung kommt. Oftmals werden auch lokale Zutaten verwendet.

Wir hatten bei der Buchung angegeben, dass wir uns vegetarisch ernähren und wurden mit einem geschmacklich hervorragendem Essen belohnt. Das Abendessen hatte fünf Gänge und war neben köstlich auch reichhaltig. Wir hatten einen eigenen kleinen Speiseraum und immer wenn die Tür aufging, gab es den nächsten Gang. Irgendwann haben wir gehofft, dass die Tür nicht mehr aufgeht. So viel gab es zu essen – und alles war sehr wohlschmeckend. Teilweise natürlich mit Geschmacksrichtungen, die wir als Europäer noch nie auf der Zunge hatten. Es lohnt sich aber, diese alle mal zu probieren. Japan hat kulinarisch einiges zu bieten.

Das Frühstück war nicht ganz so umfangreich, das war aber auch nicht notwendig. Auch hier war alles lecker und stärkte uns für eine anstrengende Wanderung zu den badenden Affen.

Der letzte Tag Winterwonderland bei den Schneeaffen

Der Shuttleservice vom Hotel bringt uns zum gut 4km entfernten Parkplatz von dem wir 1,6km durch vereisten Schnee zu den Schneeaffen wandern. Die Sonne scheint und das Schild, das vor herunterfallendem Schnee warnt, sehen wir erst am Ende des Tages. So müssen wir es bei der Wanderung durch den Wald selbst merken.

Wir merken auch, dass wir unsere Reise richtig geplant haben. Die im Jigokudani Yaen-koen Nationalpark lebenden Rotgesichtsmakaken sind dafür bekannt, sich bei den kalten Temperaturen des Winters im Onsen aufzuwärmen. Dabei mögen Affen eigentlich kein Wasser. Aber unsere Artgenossen sind eben auch nicht doof. Sie haben nicht nur gemerkt, dass die Mineralien des Onsens gut für sie sind – sondern eben auch, dass warmes Wasser angenehm sein kann.

Um Affen hier baden sehen zu können, muss es aber eben auch kalt sein. Das ist es in dem Wintersportgebiet Ende März nicht mehr. In den grob vier Stunden, die wir vor Ort sind, sehen wir zwei Affen baden. Einer springt gerade aus dem Wasser, als wir ankommen. Es ist trotzdem ein lohnenswerter Ausflug. Die Japanmakaken interessieren sich nicht für die Menschen, die sich für sie interessieren. Ein Aufseher passt auf, dass sich die Menschen und Affen nicht zu nah kommen. Das ist durchaus schwierig, weil sich die Affen völlig unaufgeregt durch die Menschenmengen bewegen. Wir betrachten das Treiben. Vor allem die Jungtiere genießen das warme Wetter und springen durch den Park.

Selbstgemachte Apfeltaschen

Irgendwann machen wir uns wieder auf dem Rückweg und beenden den Ausflug im Enzacafé am Ende des Wanderweges mit selbstgemachten Apfeltaschen. Dazu gibt es ein Affenkopf Marshmallow für das volle Touriprogramm. Besonders die selbstgemachten Apfeltaschen waren köstlich. Wir würden alles immer wieder so machen.

Wenn du dort nicht hinreisen kannst, gibt es immerhin eine Webcam. Dort hast du einen guten Blick auf den Onsen und die dort badenden Rotgesichtsmakaken.

Wir entspannen nach dem wunderschönen Tag im Jigokudani Yaen-koen Nationalpark im privaten Onsen unseres Ryokans. Ins Öffentliche drei Schritte weiter können wir nicht, weil ich tätowiert bin. Es gibt zwar seit 2017 eine Erklärung der japanischen Regierung, Tätowierten den Zugang zu öffentlichen Onsen möglich zu machen, aber verbindlich ist das nicht. Tatoos gelten immer noch als Zeichen der Zugehörigkeit der Yakuza, einem japanischen Verbrechersyndikat. Die Verweigerung des Zutritts für uns im Onsen empfinden wir nicht als schlimm, denn es gibt im Ryokan ein privates Onsen. Das hat den Vorteil, dass ich wenigstens mit meiner Liebsten gemeinsam entspannen kann. In öffentlichen Onsen wird nämlich nach Geschlechtern getrennt nackt gebadet.

Und das Abendessen ist erneut ein lukullischer Hochgenuss…

Am nächsten Tag wechseln wir bei 20° und Sonnenschein Kimono mit T-Shirt und verabschieden uns von unseren Gastgebern im Ryokan Masuya. Wir kommen gerne wieder.

Kommentare lesen (3)
  1. Kiezkickerde

    Grins, habe erst ganz am Schluss bemerkt, dass ich nicht im Plattitueden-Blog von Jens bin, der mich sonst immer nach Asien und den dortigen Mahlzeiten entführt. 😉
    Es wäre übrigens schön, wenn du eine Möglichkeit schaffen bzw. wiederherstellen könntest, dass man externe Weblinks im neuen Browser-Tab öffnen kann. Das rauben meiner rechten Maustaste ist nämlich nicht sehr ergonomisch – und wenn du das schon meinst machen zu müssen – geb den externen Weblinks bitte ein neues Target-Attribut mit. Speziell gestört hat es mich beim Link auf die Webcam, den hätte ich nämlich gerne im neuen Tab geöffnet anstatt deine Webseite vor dem fertig lesen ungewollt zu verlassen…

    1. Moin, danke für dein Feedback.
      Wir haben uns ja schon via eMail zum „Rechtsklick“ ausgetauscht. Ich habe nun aber deinen Vorschlag umgesetzt und dem externen Link ein neues Target mitgeliefert. Nun öffnet sich der Link auch ohne Rechtsklick in einem neuen Fenster.

  2. Dankeschön für das Mitnehmen auf diese Reise. Der Schaum auf dem Kafeebecher ist ja unfassbar „Süß“ gemacht. Klasse Bilder und tolle Eindrücke. Danke Dir/Euch.

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