Leica Monochrom auf Helgoland Leica Monochrom auf Helgoland

Zwei Leicas und die Insel Helgoland

Zwischendurch muss ich mal was anderes sehen. Da kommt ein Wochenendtrip auf meine Lieblingsinsel Helgoland gerade richtig. Bequeme Anreise und schneller Erholungseffekt sprechen als Hamburger für einen Besuch – egal, wie kurz er ist. Kaum war die Insel nach der Corona-Sperre wieder frei, war ich zusammen mit meiner Liebsten (gemeint ist meine Ehefrau und nicht meine Leica, lieber Leser) im Juni iip Lunn, wie der Halunder sagen würde. Und im Juli dann gleich noch mal. Der Septembertrip ist auch schon gebucht. Das schöne an Helgoland ist nämlich, dass sie täglich anders ist.

Vor allem beim zweiten Besuch im Juli war das auffällig. Das Wetter war besser als auf dem Festland, denn geregnet hat es fast nur nachts. Dafür kam im Laufe des Aufenthalts immer mehr Wind auf. Gerade am Lummenfelsen und der langen Anna ist ordentlich Wind ein Erlebnis. Während du selbst kaum festen Halt an den Klippen findest und die Möwen bei Böen gerne abgetrieben werden, stehen die Basstölpel ruhig in der Luft. Ein faszinierendes Spektakel, dass wir uns immer wieder gerne ansehen.

Corona ist natürlich auf der Insel im Sommer 2020 ein wichtiges Thema. Mit nur einem Intensivbett auf Helgoland ist ein sorgsamer Umgang mit Desinfektionsmittel, Masken und Nachverfolgung notwendig. Die meisten Gästen verstehen das auch. Schon der Halunder-Jet wird nicht voll besetzt. Nur die Restaurant-Kapazität ist auf der Insel begrenzt. Wir machen in unseren Lieblingslokalen immer gleich am ersten Inseltag Reservierungen für alle Folgetage aus. Der Restaurantbesuch selbst ist dann natürlich völlig problemlos und ruhig.

Die Logistik ist für die einzige Hochseeinsel Deutschlands eh schon immer aufwändig. Im Winter kommt das Versorgungsschiff einmal die Woche und wenn es dann wegen des Wellengangs nicht anlaufen kann, werden beim nächsten Mal eher Lebensmittel als Baumaterialen geliefert. Das ist natürlich sinnvoll, aber so mancher Hausbau zieht sich dann hin. Und auch bei den Zutaten für die Küche ist rechtzeitiges Planen unumgänglich. Im Sommer kommt das Schiff häufiger, sonst wären die vielen Gäste gar nicht satt zu bekommen.

Am Schönsten ist die Insel, zumindest aus meiner Sicht, wenn die Tagesgäste abends Helgoland wieder verlassen haben. Zwischen 16 und 17 Uhr wird es ruhiger auf dem roten Felsen mitten im Blau zwischen Himmel und Wasser. Dann sind die Schnapsläden geschlossen und die Interessierten haben die Chance auf eine lange Anna im Sonnenuntergang. Auch das Kopfschütteln über unwissende Eltern ist dann weg. Niemand erzählt dann mehr seinen Kindern beim Anblick der Basstölpel etwas über Möwen.

Denn dann kommen die Ornithologen und erfreuen sich am Bruterfolg der größten Basstölpel Kolonie Deutschlands. Oder an den Heerscharen von Lummen, die den Felsen den Namen gegeben haben. Und ja, Möwen gibt es da natürlich auch, aber die sind nicht mal halb so groß wie der Basstölpel Nachwuchs…

Beim ersten Trip im Juni habe ich mich hauptsächlich an der Filmerei probiert. Also lügt der Titel etwas, denn gefilmt habe ich mit der Panasonic S1. Die teilt sich mit der Leica SL2 das Bajonett, hat aber wundervolle Features, die das Filmen geschmeidiger machen. Da es meine erste filmische Annäherung an Helgoland war, hatte ich genug Fehler gemacht. Einige konnte ich beim zweiten Besuch im Juli mit der Leica SL2 auffüllen. Gerade für Slow-Mos finde ich die Leica SL2 leichter in der Bedienung, weil du den Verschlusswinkel einstellen kannst und nicht die richtige Belichtungszeit ausrechnen musst. Das Ergebnis meiner ersten filmischen Bemühung kannst du nun in meinem YouTube Kanal sehen oder eben gleich hier …

Helgoland – gefilmt mit Panasonic S1 (hauptsächlich) und einigen Slow-Mos mit der Leica SL2

Der Nachsatz im Video ist übrigens ernst gemeint. Genau dieses Tau mit dem Knoten drin, haben wir beim zweiten Besuch mit dann älterem Nachwuchs wieder entdeckt. Es hatte sich um den Körper eines Jungtieres gewickelt und wird verhindern, dass dieses Tier sich jemals von der Insel wegbewegen wird. Es kann dank des Seils nicht fliegen. Sehr traurig…

Fotografie war bei meinem zweiten Besuch im Sommer 2020 im Fokus. Und kurz vor der Abreise hatte ich die völlig absurde Idee, viel Kameragepäck gegen die Leica Monochrom und dem 50er Noctilux einzutauschen. Tiere mit 50mm fotografieren und dazu noch in schwarz-weiß klingt ein wenig verrückt. Aber die Basstölpel sind gut zu erreichen und das Wetter hat mir in die Hände gespielt. Und ja, die folgenden Bilder sind mit der uralten und langsamen CCD Monochrom entstanden. Ich mag die Atmosphäre der Fotos…

Falls du auf die Exif-Daten in der Galerie achtest und dich dabei über die geringe Tiefenschärfe bei recht hoher Blendenzahl wunderst, kann ich dir verraten, dass die Leica M Modelle keine Blende übertragen. Sprich: die Kamera weiß nicht, welche Blende am Objektiv eingestellt ist. Sie errät den Wert anhand der verwendeten Belichtung. Das ist natürlich fehlerbehaftet – vor allem, wenn du einen ND6 Filter ans Objektiv schraubst. Den musste ich verwenden, um bei kräftigem Sonnenlicht offenblendig zu fotografieren. Denn das Noctilux hat seinen Namen, weil es Fotografien mit Blende 0,95 ermöglicht. Das ist etwas mehr als eine Blende mehr Licht als bei deiner überschätzen 1.4er Linse. Dabei kann die Leica M nur mit 1/4000s Belichtungszeit arbeiten, weil sonst die Abmessungen der Kamera größer sein müssten. Also ohne Graufilter geht gar nichts …

Da lobe ich mir doch die Leica SL2, die technisch aus dem Vollen schöpft. Die am L-Bajonett passenden Objektive sind dann auch so ziemlich das Feinste, was es am Kleinbildmarkt so gibt. Damit habe ich dann die Bilder gemacht, die nach Farbe riefen oder lange Brennweiten benötigten.

Fazit: Helgoland ist immer eine Reise wert. Vor allem für Menschen, die Wind, Sonne, Vögel und Wasser lieben. Wir kommen wieder…

  1. Moin Gröni,

    sehr beeindruckende Bilder und das Video hat uns auch sehr “mitgenommen”, sind wir doch gerade am Sonntag von Helgoland nach einem großartigen Wochenende zurückgekommen. Im Juni waren wir übrigens auch da, so um die Zeit des Lummensprungs herum. Das war auch ein außergewöhnliches Spektakel.

    Ich habe zwar nur Fotos mit dem iPhone gemacht, aber da sind zumindest ein paar passable “Zufalls”Fotos bei rumgekommen. Die Sonnenuntergänge an der langen Anna sind unbezahlbar. Und die Sonnenaufgänge über der Düne ein Traum.

    Hoffe man sieht sich mal wieder im Millerntorstadion oder beim Blindenfußball oder auf Helgoland. Time will tell …

    Viele Grüße
    Bodo

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