Auf der Suche nach einer Sofortbildkamera

Am Donnerstag Abend geht es für mich wieder los: ich habe die große Ehre, erneut mit Viva con Agua in eins ihrer Projektgebiete zu fahren. Nach Uganda im letzten März ist nun Nepal dran. Ich freue mich sehr!

Eine solche Reise ist immer sehr lehrreich. In Uganda vermisste ich zum Beispiel zu oft die Möglichkeit, den netten Menschen vor Ort direkt etwas dazulassen. Deswegen wollte ich diesmal unbedingt eine Sofortbildkamera mitnehmen. Schließlich fahre ich mit Viva con Agua in Regionen, in denen Menschen oftmals noch kein Bild von sich besitzen. Die meisten besitzen ja schon nicht mal eine Toilette. Auf der Photokina habe ich daher viel Zeit damit verbracht, mit den entsprechenden Herstellern von Sofortbildkameras in Kontakt zu treten. Diese Kameras sind nämlich nicht gerade preiswert und da ich die Reise schon selbst bezahle, startete ich den Versuch, eine dieser Sofortbildkameras zumindest für den Reisezeitraum gestellt zu bekommen – oder wenigstens das Verbrauchsmaterial.

Auf der Photokina hatte ich mit fast allen Herstellern (sorry, aber Lomo hatte ich nicht auf dem Zettel und daher vergessen) gute Gespräche und ich verließ Köln mit dem guten Gefühl, dass ich Hilfe bekommen würde. Leica war zum Beispiel selbst sehr enttäuscht, dass ihre Kamera nicht rechtzeitig vor meiner Reise fertig werden würde. Das gute Gefühl schlug in den wenigen Wochen seit der Photokina schnell in Ernüchterung um. Obwohl ich von allen Herstellern die eMail Adressen der Entscheider – oder zumindest von ranghohen Menschen – hatte. Ein Hersteller hat überhaupt nicht reagiert. Von einem anderen Hersteller hatte ich „nur“ den Kontakt vom Chef in Japan. Dieser schrieb mir zwar, dass „es ihn glücklich macht, dass ich für so eine wertvolle Sache das Equipment aus seinem Haus mitnehmen möchte“, aber die letztendliche Entscheidung überließ er dem Deutschlandchef, den der Japanchef anschrieb, der sich aber nie bei mir meldete.

Das beste Gespräch auf der Photokina hatte ich 10 Minuten vor Messeende mit Polaroid. Da ließ die aufmerksame Messe-Stewardess den Verantwortlichen aus seinem Gespräch im Hinterzimmer kommen und – da er eben deswegen wenig Zeit hatte – tauschten wir nur kurz Worte und Visitenkarten. Diese Sofortbildkamera trägt zwar noch den großen alten Namen, hat aber nichts mehr mit der stilprägenden Firma zu tun und ist eigentlich auch keine echte Sofortbildkamera. Sie hat aber den Vorteil, dass die mit dieser Kamera gemachten Bilder auf einer microSD Karte gespeichert werden. Die Kamera druckt direkt nach dem Auslösen das eben gemachte Bild aus. Das dauert etwas länger beim Auswurf des Bildes, dafür ist zum einen keinen Chemie im Spiel und zum zweiten muss niemand auf das Entwickeln des Bildes warten. Darüberhinaus macht sie mit Abstand die schärfsten und detailliertesten Bilder aller Sofortbildkameras.

Ein erstes Foto mit der Polaroid Snap Sofortbildkamera
Ein erstes Foto mit der Polaroid Snap Sofortbildkamera

Genau mit eben erwähnten in Deutschland für die Marke Polaroid Verantwortlichen hatte ich dann letzte Woche eMail Kontakt und zwei Tage später hatte ich zwei Kameras (!) und genug Verbrauchsmaterial im Briefkasten. Geschenkt! Einfach so! Wahnsinn!

Ich habe mich übrigens bewusst für das ältere und einfachere Modell entschieden, da die „Snap“ ohne Bildschirm auskommt, daher sicherlich länger ohne Strom auskommt – und das kann in den Regionen, in denen ich mit Viva con Agua unterwegs bin durchaus wichtig sein. Außerdem ist durch den simplen Sucher – ein aufklappbares Fenster – das Sofortbildkamera-Feeling einfach größer. Sie hat echtes Hosentaschenformat und wiegt auch nur rund 200g. Das Verbrauchsmaterial ist von allen Sofortbildkameras das preiswerteste: 50 Aufnahmen kosten 29€ (0,60€ pro Aufnahme) – zum Vergleich Instax Mini rund 0,80€ und Impossible 2,60€ pro Aufnahme (letztere allerdings auch deutlich größer)!

Der Kontakt mit Polaroid war also super easy und super freundlich – ein sehr herzliches Dankeschön! Ich habe die beiden Snap-Kameras sogar in Viva con Agua Farben bekommen.

P.S.: nein, einen solchen Blogpost zu schreiben war nicht Teil des Deals, um eine Sofortbildkamera zu bekommen. Ich wollte nur meine Freude mit euch teilen. Und natürlich weiß ich, dass die Qualität nicht an die einer Leica herankommt. Darauf kommt es auch gar nicht an. Und wenn ich die Begeisterung sehe, mit der Sheila – oben auf dem Bild zu sehen – ihr Foto in Empfang genommen hat, weiß ich, dass die Idee eine Sofortbildkamera mitzunehmen, genau die richtige ist. Sheila habe ich in Uganda kennengelernt. Sie ist dort für Viva con Agua Kampala aktiv und macht derzeit ein Praktikum in Hamburg. Wenn ihr die nächsten Wochen eine sympathische Frau mit einer FM2 durch Hamburgs Strassen rennen seht, bestellt ihr bitte Grüße: sie macht gerade ihre ersten Schritte mit der analogen Fotografie – und ich durfte ihr dafür meine FM2 leihen 🙂

  1. Ich lese immer wieder deine Blogs und finde es immer wieder faszinierend. Ist wirklich toll und Klasse was du machst und welchem menschlichen Sachverstand du an die Dinge herangehst.
    Also Hut ab und inspiriert ein immer wieder auch mal nachzudenken.

    Klasse finde ich auch die Pauli Blogs und dass, obwohl ich Braunschweiger bin 🙂 … aber das macht gar nichts. Es geht um Fussball, Emotionen und „Krachlatten“ gibt es überall…

    In diesem Sinne weiter so ich freue mich schon

  2. Hallo,
    schön zu sehen, dass die guten alten Sofortbildkameras wieder im Trend sind. Echt interessant und wenn man mal ehrlich ist, es geht doch nichts über das gute alte Nostalgiegefühl! 🙂

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