Mit Maciej Dakowicz in Varanasi

Strassenmusiker beim Chhath Puja
Strassenmusiker beim Chhath Puja

Der Workshop bei Maciej Dakowicz ist schon ein paar Tage vorbei und ich habe den wunderbaren Ort Varanasi weit hinter mich gelassen. Zeit ein Fazit zu ziehen: noch nie habe ich einen so runden, lehrreichen und harmonischen Workshop erlebt. Meine Erwartungen wurden deutlich übertroffen.

Mein Freund Sven Kräuter hat mich auf die Workshops bei Maciej Dakowicz neugierig gemacht. Sven und ich treffen uns hin und wieder. Dann zeigen uns gegenseitig Bilder und sagen uns offen unsere Meinung zu unseren Werken. Irgendwann im Sommer zeigte er mir mal wieder seine Bilder und ich sah sofort einen großen Sprung in seiner Kunst. Ohne zu wissen woran das lag, waren seine Bilder plötzlich deutlich einnehmender. Ich meine, ich mag viele von Svens Arbeiten, aber irgendwas war anders. Glücklicherweise verriet er mir sein Geheimnis: er war mit Maciej Dakowicz in Istanbul unterwegs.

Das Glück blieb mir hold: meine Frau mag die Bilder von Maciej Dakowicz auch, es sprang jemand krankheitsbedingt von einem Workshop ab und ich hatte im November zwei Wochen Zeit für sowas wie Urlaub. Und schwupps befand ich mich in einem Flieger nach Varanasi. Eine der heiligen Städte in Indien, direkt am Ganges gelegen.

Der einwöchige Workshop mit Maciej und meinen drei „Mitschülern“ (Dave, Steve und Khalil) war eine besondere Erfahrung. Neben thematischen Einführungen zum Thema Streetfotografie, dem Unterschied zu touristischen Bildern und abendlichen Bildkritikrunden, bestand der Tag aus vielen Schritten und der stetigen Suche nach Motiven und Hunden in Bildecken. Maciej ging immer abwechselnd mit einzelnen Teilnehmern einen halben Tag mit, gab dabei wertvolle Tipps und fotografierte auch selbst. Bei letzterem kann man dann sehen, was Routine ausmacht. Mit wenigen Gesten macht Maciej tolle Bilder – wir haben seine Bilder gegen Ende der Woche angesehen und hätten dann gerne nochmal von vorne angefangen. Alle.

Bei seinem Workshop ist Maciej immer höflich, stets hilfreich und oft fordernd. Nicht nur als Workshopleiter eine glatte Eins, sondern auch als Mensch.

Ich war bei dem Workshop, weil ich mich selbst von der Offenblenderitis heilen wollte und außerdem lernen wollte, wie ich sogenannte „Multilayer“ Bilder hinbekomme. Ersteres ist mir nicht vollständig gelungen, aber ich befinde mich auf dem Weg der Besserung. Letzteres – also Bilder, die aus mehr als einer Ebene bestehen – sind mir nur ansatzsweise gelungen. Ich weiß nun aber, worauf ich achten muss. Das hätte ich alleine nie geschafft. Das Bild der Musiker beim Chhath Puja ist so ein Beispiel, denn in einer belebten Strassenszene kann ein solches Foto auch schnell unübersichtlich und wirr aussehen. Auch der Sprung von Touribilder zur Streetfotografie ist mir noch nicht vollständig gelungen. Die wenigen Schritte, die aus dem einen das andere machen, sind tatsächlich die Schmerzhaftesten. Die Wohlfühlzone muss dafür um rund drei Meter zurück gelassen werden. Und jeder Schritt tut weh. Varanasi war dank seiner vielen wunderbaren Menschen für diesen Lernprozess ein tolles Pflaster.

Neben der vielen Theorie und dem vielen Spaß war es natürlich auch enorm hilfreich mal eine Woche komplett nur für die Fotografie zu leben – ohne Buchhaltung, Angebote schreiben und sowas. Morgens ging es oft schon vor 6 Uhr mit der Kamera los und abends war erst gegen 21 Uhr Schluss.

In der Galerie siehst du nun die 12 Bilder, die als eine Mischung aus „Best Of“ und Variabilität von Maciej zum Ende des Workshops ausgewählt wurden. Ich habe hier aber mindestens noch 30 andere, für deren zeigen ich mich nicht schämen muss 🙂

Fazit: jederzeit wieder! Und mal im Ernst: eine Woche Workshop für unter 900€? Schnäppchen.

  1. Moin Stefan, schöne Serie und interessanter Bericht. Also ich „leide“ auch unter Offenblenderitis, bzw. finde ich die auch immer noch gut. Wüsste gar nicht, was an der Krankheit so schlimm sein sollte. Außer wenn man vielleicht weiter entfernte Leute bzw. Gruppen fotografiert. Saludos aus Andalusien. Carsten

  2. Hey Stefan, superklasse, deine Bilder. Auf die Idee, nach Indien für einen WS zu fahren, käme ich vermutlich nicht so schnell. 900€ sind ein Schnäppchen, aber offensichtlich nicht „billig“.

    „Offenblenderites“ scheint nach dem zunächst Heiligen-Status nun die neue Krätze der Photographie zu sein ;-), wobei du natürlich mit dem Mulitlayer-Ansatz einen weiteren wichtigen Aspekt ansprichst.

    Allerdings ist es etwas anderes „Street“ in Indien zu fotografieren, als in Deutschland bzw. Hamburg.

    Schön, dass du eine richtig tolle Woche hattest und mit solchen Bildern wieder kommst.
    LG, Conny

  3. Schöne Bilder & ich freue mich, dass Dir die Zeit mit Maciej gefallen hat. Ich sehe da ein geniales Multilayerbild mit grandiosen Linien. Leider hast Du Deine Blendenringparkkralle nicht am Objektiv gehabt ;-). Im Ernst: Offenblende ist ja nicht immer schlecht, aber mit maximaler Schärfentiefe bekommt der Betrachter mehr mit. Und rein sportlich gesehen ist es die größere Herausforderung. Bin auf die 4-Sterne-Auswahl gespannt, und vor allem auf Deinen eigenen Edit. Muss also bald wieder nach Hamburg :-)!

    1. Tatsächlich hatte ich ein Problem mit dem Blendenring meines 35Lux, der sich zu leicht verstellte und dann bei Offenblende fotografierte. Das hat mich einige Bilder gekostet.

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