Wind und Regen

Schöne Choreo von USP

Noch nie hat eine Choreo von USP besser gepasst, als beim Heimspiel vom FC St. Pauli gegen den VfR Aalen. “Walk on through the wind, Walk on through the rain” heißen die berühmten Textzeilen aus dem Stadionklassiker “You’ll never walk alone”. Am Samstag begrüßten und verabschiedeten die Fans mit diesen Zeilen die Mannschaft, der Regen peitschte den Spielern ins Gesicht und der Wind machte gerade aus diesem Spiel für mich ein besonderes…

Beim letzten Spiel des Jahres war vieles anders. Beim ersten Spiel unter dem neuen Trainer Ewald Lienen war vieles anders. Das merkte ich schon durch die Stimmung im Stadionrund weit vor Spielbeginn. Alles auf Anfang, alles auf Aufbruch. Und als Ewald Lienen rund eine halbe Stunde vor dem Anpfiff die Fans auf Süd und Gegengerade begrüßte und aufmunterte, war endgültig klar: heute passiert hier was.

Die Mannschaft betrat den Rasen und zeigte, dass sie Fußballspielen kann. Das ist in dieser Saison wirklich was neues. Aber gerne gesehen. Offensichtlich hatte das Trainergespann die passenden Worte gefunden. Die hatte übrigens auch vor dem Spiel Präsident Göttlich am Sky Mikrophon, ohne dass er was sagen musste: geiler Pulli!

Fotografische Eindrücke aus der Süd heraus liefert euch auch Sabine, die extra aus Berlin angereist ist, um endlich mal das Millerntor zu besuchen. Zuviel habe ich ihr schon vorgeschärmt und sie in Susanne und Olaf’s Buch gelesen. Der Besuch hat sie restlos begeistert. Wer jedes zweite Wochenende die Stimmung im Millerntor erlebt, vergisst leicht, dass es in unserem Wohnzimmer echt schön sein kann.

In der zweiten Halbzeit ließ sich der Wind vom Sturmlauf der Sankt Paulianer anstecken. In der Entstehung des 3:0 schob eine heftige Windböe die beiden Werbebanden, in deren Nahtstelle ich bis zu diesem Zeitpunkt saß, mit spielerischer Leichtigkeit nach hinten. Sie rutschten den Hügel herunter, der seit Jahren das Spielfeld vor der Nordtribüne umgibt und drückten mich beim Fotografieren des 3:0-Treffers erst in den Absperrzaun und dann in die Fundamente der neuen Nordtribüne. Als das Millerntor das dritte Tor bejubelte, lag ich plötzlich im eiskalten knietiefen dreckigen Wasser. Die hilfsbereiten Ordner, die sofort angerannt kamen, zogen dann nicht nur mich, sondern auch meine Nikon D3 inklusive 70-200mm-Objektiv aus dem Wasser. Aus eigener Kraft wäre ich aus dem Loch wohl nicht mehr herausgekommen.

In dieser Situation hatte ich wahnsinniges Glück, dass nicht mehr bei dieser unglaublichen und einmaligen Aktion passiert ist, außer Hautabschürfungen – deren Verfärbungen mich die nächsten Tage begleiten werden – und eine spektakuläre Schnittwunde am Mittelfinger der linken Hand, die für entsetzte Augen bei Umstehenden sorgte. Pünktlich zum Schlusspfiff hatte ich meine restlichen Kameras wieder im Griff und konnte einige Jubelbilder machen.

Wusstest Du, dass ein Kostenvoranschlag für eine Kamera bei einem Wasserschaden fast das doppelte kostet, weil die komplette Kamera auseinander genommen werden muss?

Ich bedanke mich an dieser Stelle bei allen, die mir in der Situation geholfen und sich in den folgenden Stunden und Tagen nach meinem Wohlbefinden erkundigt haben! Danke, ich weiß das sehr zu schätzen.

Ebenfalls grüße ich den Mannschaftsbetreuer vom FC St. Pauli, der nicht ganz so viel Glück hatte wie ich – auch wenn in seinem Fall nicht der Wind, sondern nur der Regen schuld am Unfall war. Aber ich sagte ja am Anfang des Textes, dass die Choreo auf der Südtribüne nie passender gewählt war.

Frohes Fest!