Wenn früh am Morgen die letzten Sonnenstrahlen durch die Wolken blitzen

11 Uhr ist nicht wirklich früh, aber an einem zweiten Weihnachtsfeiertag irgendwie schon. Aber als ich heute morgen die Sonne durch das Küchenfenster auf meinen frisch duftenden Kaffee strahlen sah, wollte ich diese Heimeligkeit möglichst schnell hinter mich lassen. Schließlich habe ich ein neues Baby und bei Sonnenlicht konnte ich mich noch nicht davon überzeugen, dass die Kombination der kürzester Belichtungszeit von 1/4000s, minimaler ISO von 200 (na, gut: Pull 100 gibt es auch) und Offenblende von 0,95 völliger Unsinn ist – es sei denn, Du stehst auf überbelichtete Bilder.

Da ich so früh am Morgen keine Mitstreiter als Versuchskaninchen für vor meine Linse finden konnte, radelte ich alleine ans trübe Elbwasser und fotografierte mich eben selbst. Muss auch mal gehen.

Schon beim ersten Klick verliebte ich mich sofort in das Bild auf dem Kameradisplay, das ich übrigens immer noch nicht von seiner Schutzfolie befreit habe. Die Liebe zielte allerdings nicht auf mein Konterfei – Narzissmus ist keine meiner Stärken. Nein, es waren die Farben auf dem Display, die mein Herz höher schnellen ließen. „Kräftiger Farbfilm“ nennt Leica den eingebauten Farbmodus für die JPGs direkt aus der Kamera. In diesem Fall für mich genau das Richtige. Das ist der Bildlook, der mich seit einiger Zeit zur Leica schielen ließ.

Auch den Dynamikumfang finde ich aller Ehren wert. Die heftige Vignettierung der Linse bei Offenblende ist bei diesem Motiv eher von Vorteil. Wobei ich natürlich Glück hatte, eine schöne Fensterscheibe zu finden. In direktem Sonnenlicht ist ohne ND-Filter mit dem Noctilux kein Blumentopf zu gewinnen. Glück hatte ich auch, dass ich mich morgens beeilt hatte: kurz nach dem Foto verfinsterte ein dichtes Wolkenband Hamburg für den Rest des Tages.

Reminder: wer das Bild etwas größer sehen möchte, klickt rechts unten auf „Text ausblenden“. Hier noch schnell die fotografischen Daten: 50mm, ISO 200, 1/2000s, f/0,95, Auto-WB, JPG out-of-cam!