Du musst den Sport kennen, den Du fotografierst…

Letzten Freitag war ich mit einigen anderen Foto- und Videobloggern im Hamburger iPunkt Skateland. Panasonic hatte eingeladen, die neue Lumix GH3 zu befummeln und dabei was Gutes zu tun. Bis das Ergebnis der Gemeinschaftsaktion des Tages hier präsentiert werden kann, dauert es noch etwas. Zwischendurch kann ich Dir aber eine schöne Geschichte vom Fastscheitern erzählen. Ich hatte am Freitag mittendrin etwas Zeit mit meiner Nikon D4 und Laif zu fotografieren. Laif ist einer der richtigen guten Skater, die sich im iPunkt Skateland fit halten. Und Laif hatte Bock mit mir Fotos zu machen, obwohl ich den Sport nicht kannte, den ich da fotografieren wollte…

Fotografiert wurde ein Sprung mit irgendeinen abgekürzten Kauderwelchnamen und dem Zusatz „threesixty“. (EDIT: Und zuhören kann ich auch nicht. Der gezeigte Sprung ist ein „Kickflip to Fakie“ – danke an den Kommentar von DL. An diesem Kommentar merkst Du aber auch, dass der kundige Betrachter des Bildes den Sprung erkennen kann. Mir ist es zwar ein Rätsel wie das funktioniert, aber ich habe eben auch keine Ahnung… ) Ich habe eben keine Ahnung vom dem Sport und konnte mit der Bezeichnung nichts anfangen. Also zeigte Laif mir den Sprung und ich knallte mit der D4 im High-Speed-Modus 10 Bilder pro Sekunde auf meine Karte. Allerdings ging der Sprung so schnell, dass nur rund 3 Bilder in eine Auswahl hätten kommen könnten. Was ich sah, war ein spektakulärer Sprung mit langweiligem Hallenlicht. So ging das nicht. Ich verzichtete nach Rücksprache mit Laif auf den High-Speed-Modus und baute meinen Profoto AcuteB2 Blitz mit BeautyDish auf. So zauberte ich mit einem Licht Rembrandt-Dreieck auf des Skaters Gesicht und bastelte eine Vignette in die Halle. Nun muss ich mich allerdings auf meine Auge-Auslösefinger-Koordination verlassen. Denn ab sofort hatte ich immer bei jedem Sprung nur eine Chance auf ein Bild. Aber hey – ich bin fotografiere schließlich ständig Sport.

Um Nachvollziehen zu können, was das Fotografieren von Skatern zusätzlich erschwert, musst Du wissen, dass immer nur Bilder von gestandenen Sprüngen genommen werden dürfen. Berufsethos von Skatern. Finde ich gut. Nun ist der Sprung allerdings kompliziert und Laif im Sommer eher auf der Strasse unterwegs gewesen – da es in freier Natur keine Rampen gibt, war es für Laif nicht leicht, am Ende des Sprungs, seine Füssen auf dem Brett stehen zu haben. Ich habe da vollsten Respekt vor, denn ich würde mir schon beim Stehen auf dem Skateboard irgendwas brechen. Garantiert.

Also zeigte Laif seinen Threesixty-Trick einige Male und ich lag halb auf der Rampe und fotografierte. Dann ein Jubel – Laif hatte den Sprung gestanden. Ich jubelte auch, denn ich schaute auf mein Display und hatte ein tolles Bild im Kasten. Den Skater schön in der Luft und die Rollen des Brettes zeigten in atemberaubender Manier zum Springer. Zum Zungeschnalzen. Dachte ich. Bis ich das Bild Laif zeigte, der sofort abwinkte. „Viel zu früh!“ Um die Fragezeichen in meinem Gesicht in Ausrufezeichen zu wandeln, erklärte mir Laif dann noch mal genauer, was ich zu fotografieren habe. Es muss im Bild nämlich beides sichtbar werden: die Art des Sprunges und das ordnungsgemäße Vollenden des Sprunges. Auf meinem Bild konnte jetzt der Betrachter nur die Art des Sprunges sehen. Das reicht nicht. Du musst eben den Sport kennen, den Du fotografierst. Sonst findest Du nicht den richtigen Zeitpunkt zum Drücken des Auslösers.

Laif sprang also weiter für mich. Ich habe es dann noch zwei Mal geschafft, einen gestandenen Sprung so zu fotografieren, dass die Vollendung des Sprunges zu sehen war. Laif war zwar noch mit dem Board in der Luft, aber die Füsse schon wieder auf dem Brett. Sah auch toll aus, aber so kann natürlich niemand erkennen, was für ein Sprung das war. Zumindest das Threesixty im Namen des Sprunges wurde so nicht sichtbar. (EDIT: Super – jetzt, wo ich weiß, wie der Srpung heißt, macht der Satz keinen Sinn mehr…) Also wieder nicht den richtigen Zeitpunkt zum Auslösen gefunden. Aber langsam lernte ich den Sport kennen, den ich da fotografierte. Zumindest den einen Sprung.

Laif sprang also noch ein paar Mal für mich. Irgendwann schaute er mich an und sagte: „ein letztes Mal“. Gut für meinen Adrenalinpegel, denn ich wollte ihm für seine Mühen, mir etwas von seinem Sport beizubringen, wenigstens ein Bild schenken. Laif fährt mit Tempo die Rampe hoch, seine Füsse verlassen das Skateboard, dieses dreht sich einmal um die eigene Längsachse bevor Laifs Füsse die Rotation stoppen und beide gekonnt auf dem Hallenboden ankommen. Gestanden! Ich schaute ängstlich auf mein Display. Ich lasse Laif auf mein Display schauen. Highfive! Das Bild!

Ich lasse mir von Laif erklären, warum nun die Art und das Vollenden des Sprunges auf dem Bild zu erkennen ist. Die Füsse sind nicht auf dem Brett – also Threesixty. Die Position der Füsse zum Skateboard zeigen, dass der Sprung mit sehr großer Wahrscheinlichkeit gestanden wird. Ja, klar. Ich nicke. Du musst den Sport kennen, den Du fotografierst…

P.S.: Später lasse ich mir von einem fotografierenden Skater seine Bilder zeigen. Mann, mann, mann – ich habe echt keine Ahnung.