Meine Eindrücke von der Photokina

Endlich mal wieder Photokina. Endlich mal wieder Füße wundlaufen. Endlich mal wieder interessante Vorträge hören und tolle Bilder sehen. Und ehrlich: ein Tag reicht nicht. Ich habe viel gesehen und einige nette Menschen getroffen (z.B.: @teezeit, @stilpirat, @vegitill, @peterwafzig) und mindestens genau so viele nicht getroffen, die trotzdem da waren.

Dabei waren viele Dinge einfach eine Enttäuschung. Zum Beispiel gab es bei Nikon noch keine verwendbare Version vom neuen 35mm f/1.4. Und Check&Clean nur für NPS Mitglieder. Ich habe seit dem Spiel beim HSV einen 20€ Defekt an meiner D3 und mir konnte nicht geholfen werden. Schwach! Aber Nikon hat es eben auch nicht nötig. Ich weiß schon, wieso ich den Markennamen an meinem Body abgeklebt habe.

Leider machen sie immer wieder schweinegeile Kameras und so konnte ich die Finger nicht von der D7000 lassen. Ich hatte wohlweislich eine SD Karte mitgenommen und diese ungefragt in die Kamera gesteckt. Natürlich sind an einem Messestand keine aussagekräftigen Bilder möglich, aber mir war wichtig ein eigenes Bild der High-ISO-Fähigkeit und der Haptik der Kamera zu machen.

Ich merke nämlich, dass mir in bestimmten Situationen die Brennweite fehlt. Und ein 400er oder noch lieber 500er sind ca. 6 bis 7 mal so teuer, wie die D7000 – und die macht aus meinem 200/2 inklusive 1.4er Konverter ein 420mm f/2.8.
Aber crop? Wenn man mal Vollformat genutzt hat? Und wenn man dann auch noch High-ISO braucht? Bei 16 Millionen Pixel? Das kann nicht gut gehen! Tut es aber.

Glücklicherweise fotografiere ich ja viel Sport aus den oberen Ligen und auch bei Flutlicht brauche ich selten mehr als ISO3200. Und bei dieser ISO Zahl performt die D7000 für meine Bedürfnisse völlig ausreichend. Das hier gezeigte Bild ist mit ISO6400 fotografiert und ich habe extra eine 2/3 Blende unterbelichtet, weil ich weiß, dass dann Nikon Kameras etwas mehr Rauschen als bei korrekter Belichtung (oder noch besser bei leichter Überbelichtung). Die Kamera habe ich so gehalten, dass von Lichtern bis Schatten alles dabei ist. Das JPG habe ich aus dem RAW extrahiert – also nicht bearbeitet und auch nicht konvertiert – und dann nur verkleinert, schon nicht mal nachgeschärft. Die RAW-Datei in Originalgröße könnt ihr euch hier (mit einem Rechtsklick etc) runterladen.

Natürlich rauscht die kleine – gerade auf der grauen Fläche kannst Du das gut sehen: aber hey, das ist ISO6400. Bei einer Crop-Kamera. Da hieß es doch bis jetzt immer, dass die vielen Pixel auf der kleinen Fläche sich gegenseitig aufheizen und daher bei diesen ISO Werten immer so fürchterlich rauschen. Tja – die Technik schreitet voran und ich will gar nicht wissen, wie alt eine D3(s) gegen eine D4 aussieht…

Ach ja: und der Autofokus beim Filmen funktioniert auch. Sogar mit Face-Recognition! Einen vernünftigen Test stelle ich online, wenn ich die Kamera besitze…

Oh, da fällt mir auf, dass ich auf meinem 15 Zoll Laptop gar keine Full-HD Filme sehen kann…

Nächstes Highlight war mein Review bei Bill Frakes. Als erstes erzählt er mir, dass seine Lieblingsstadt in Deutschland Hamburg ist. Und er  einen guten Sportfotografen kennt, der früher dort wohnte – es stellt sich heraus, dass er meinen jetzigen Chef meint. Die Welt ist manchmal so klein. Er schaute sich die Bilder an, mehrfach und mochte das Lechner Bild am meisten. Und auch den Torjubel der HSV Fans. Und die Reflektionen vom Eishockeyspieler Alex Barta. Dann schaute er mich an und sagte, dass ich ein gutes Gefühl für Zeitpunkt, Bewegung und Emotion habe. Mir fehlt die Variation an Sportarten, technisches Equipment und andere Sichtarten. Er hat mir dann noch einen Tipp für ein Forum von Sportfotografen aus aller Welt gegeben.

Ich habe mir dann noch ein paar Blitzzubehörsachen angeschaut – einiges war gut, das meiste schlecht. Spannend finde ich, dass die Chinesen sich jetzt schon gegenseitig kopieren.

Negatives Highlight war dann der Sigma Stand. Ja, ich habe es getan. Nachdem ich der gutaussehenden Standbetreuung erklärt habe, welche Objektive sie im Repertoir hat (und ich kenne mich mit Sigma Linsen wirklich nicht gut aus), habe ich ein 24mm f/1.8 an meine D3 geschraubt. Das Objektiv kostet nur ein Drittel der Nikon Linse und die ca. 1/3 Blende Verlust gegenüber dem Nikon 24mm f/1.4 Hammerteil kann doch so schlimm nicht sein. Stimmt! Die Linse ist in Sachen Schärfe und Bokeh eine gute Wahl. Das Problem ist der Autofokus. Der hat nämlich an der Messelinse nur in ca 40% der Fälle überhaupt reagiert – was nicht bedeutet, dass sie auch jedes Mal scharf gestellt hat. Ich habe sie mehrfach an und ab gesetzt, weil ich dachte, ich hätte was falsch gemacht. Habe ich aber nicht. Entweder der Autofokus hat überhaupt nicht reagiert oder fürchterlich gerattert oder reagiert, aber nicht scharf gestellt, oder alles richtig gemacht – letzteres war aber wirklich die Ausnahme. Echter Knaller an einer Linse, die auf der weltgrößten Fotomesse gezeigt wird. Fazit: wer Stillife fotografiert und Nerven aus Drahtseilen hat, kann sich die Linse kaufen. Dem Rest rate ich: Finger weg!

Zum Schluß bin ich dann der Einladung von Guido Karp gefolgt. Ein „Meet & Greet“ inklusive Promotion der neuen iPad-App von ProfiFoto, die in den nächsten Tagen kostenlos im iTunes-Store erhältlich sein wird. Sie macht einen guten Eindruck und bei dem Preis, werde ich sie mir auch herunterladen und dann noch mal in Ruhe anschauen.

Das absolute Highlight war aber die Führung durch Tim Mantoani’s Projekt „Behind Photographs“ durch Tim Mantoani himself. Er fotografiert seit 2006 mit einer 20×24 inch (also ca 50x60cm) großen Sofortbildkamera (es gibt nur 7 Stück) berühmte Fotografen und ihre wichtigsten oder liebsten eigenen Fotografien. Bei den Geschichten zu den Fotografen und den Bildern kannst Du mehr über das Fotografieren lernen als in x Fotobüchern. Wahnsinn! Über eine Stunde hat sich Tim Mantoani für die Führung Zeit genommen. Danke!

  1. Hallo Stefan,

    schade, dass wir uns nur auf der Hinfahrt im Zug gesehen haben. Aber die Photokina ist dermassen groß…

    Interessanterweise habe ich vile alte Freunde getroffen, mit denen ich mich im Vorfeld dieses Mal gar nicht verabredet hatte… 😉

    Die Serie von Tim Mantoani finde ich klasse, ich hatte vorab schon einmal davon etwas gesehen. Hätte ich gewusst, dass er eine Führung macht, wäre ich sicher auch dabei gewesen. Aber bei allem Respekt vor den Portraits der wirklcih guten und berühmten Fotos und ihrer Schöpfer: Was macht Guido Karp in dieser Reihe?!?

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  5. Etwas schmunzeln musste ich bei der Aussage, dass sich Chinesen gegenseitig kopieren. Diese Erfahrung habe ich vor kurzem bei meinem Besuch dort auch gemacht. Sobald ein Produkt Erfolg hat (meistens natürlich eine Kopie, meistens aus Deutschland) wird es gnadenlos kopiert und wieder kopiert und manchmal hat man dann den Eindruck, dass das Endergebnis zwar noch gleich aussieht, aber was die Hauptfunktion, das wichtige Merkmal des Originals gewesen ist, wurde beim kopieren irgendwann vergessen.

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