Der kleine 85mm Test

Das gleiche Spontanmotiv mit dem f/1.4 - mit dieser Linse fotografiert zu werden scheint glücklicher zu machen
Das gleiche Spontanmotiv mit dem f/1.4 - mit dieser Linse fotografiert zu werden scheint glücklicher zu machen

Vorab: dies ist kein wissenschaftlich fundierter Test – und trotzdem aussagekräftig.

Ich war gestern mit Patrick und Gunther in Hamburg auf der Reeperbahn und dem Dom unterwegs. Wir waren dort, um auf jeden Fall bokehträchtige Motive einfangen zu können. Wir wollten nämlich mal schauen, welchen Unterschied es macht, ob ich mit dem preiswerten und seit über 15 Jahren so gebauten AF 85mm f/1.8D fotografiere – oder mit dem nagelneuen und ungefähr viermal so teuren AF-S 85mm f/1.4G.

Mittlerweile bin ich in der glücklichen Lage solche Tests am Vollformat und am Crop machen zu können 🙂 Ich habe also Aufnahmen mit der D3 und der D7000 gemacht. Das Fazit ist bei beiden Kameras gleich: 85mm sind nicht gleich 85mm. Und das in mehrfacher Hinsicht.

Die 85mm vom f/1.8 Objektiv bilden mehr ab als die 85mm von der f/1.4er Linse. Dieser Effekt ist beim kleinen Sensor der D7000 natürlich größer als am Vollformatsensor. Welches Objektiv die richtigen 85mm zeigt, weiß ich allerdings nicht…

Bei Offenblende sind beide Objektive scharf, aber das 1.4er zeigt deutlich mehr Kontrast. Auch ist das f/1.8er etwas weich bei Offenblende. Das fällt allerdings nicht so stark auf, dass es stört – außer vielleicht bei wandfüllenden Postern.

Das Bokeh zeigt beim f/1.8er härtere Ränder – zumindest bei Offenblende. Beim f/1.4er ist das Bokeh butterweich. Dieser Unterschied ist auch in kleinen Bildern sichtbar.

In meiner kleinen Galerie sind die Unterschiede anhand von einigen Bildern dargestellt. Alle Bilder (außer bei den 100% Ausschnitten) sind „out of Cam“, also wie fotografiert hier online gestellt und nur verkleinert.

Mein persönliches Fazit: das 85mm f/1.8 schlägt sich erstaunlich gut, aber das f/1.4er ist jeden Cent wert. Wer viel mit dieser Brennweite arbeitet, sollte meiner Meinung nach das teurere Objektiv wählen. Auch wenn der hohe Preis erst mal abschreckt: ein Objektiv behält man viele Jahre – und wie so oft gilt: „wenn du den Preis vergessen hast, ist die Qualiät noch da“.

Was denkst Du? Lohnt sich der dreifache Preis für das 85mm f/1.4 gegenüber dem 85mm f/1.8?

UPDATE im Juli 2011: Ich habe mittlerweile das 1.8er Objektiv gegen das 1.4er getauscht. Grund ist die Möglichkeit bei Offenblende mit meiner D7000 zu fotografieren. Die 16 Millionen Pixel auf dem kleineren Sensor zeigen Schwächen der Optiken wesentlich schneller und erbarmungloser auf.

  1. Pingback: Toby
  2. Das 85/1,8 ist meine „Arbeitslinse“ und ich war natürlich gespannt auf Euern Test.
    Zwischen beide Linsen passen 1.000€ – das ist ein Haufen Schotter – Die 1.000 € sehe ich im direkten Vergleich nicht. Vielleicht beruhigt das den Kunden wenn er etwas Ahnung hat…
    Bei 5fachem Preis hätte ich jetzt wenigstens ein doppeltes „WOW“ erwartet… Die Unterscheide sind für mich allerdings nur marginal…

  3. Also ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich bei den großen Anbietern die Preise für die Objektive, welche mehr kosten, meistens schon sehr lohnen.

    Es ist doch ein Unterschied, was für ein Glas vor die Kamera schraubt.

    Meiner Meinung nach macht eine gute Linse 80% der Darstellungsqualität eines Bildes aus. Die restlichen 20% gehen Richtung Kameratechnik.

    Was meint ihr?

    (Unabhängig davon, wie gut das Foto an sich ist :-))

  4. Ein Vergleich dieser beiden Linsen finde ich etwas hinkend. Ein Vergleich zwischen dem „alten“ AF-D 85/1.4 und dem neunen AF-S 85/1.4G hätte ich spannender gefunden. Die Frage die mich interessiert, warum bringt Nikon ein neues 85/1.4?? Das alte AF-D 85/1.4 finde ich schon Überragend. Sollten die Neuerungen etwa schon an einen kommenden neu Body ausgerichtet sein??

      1. @Stefan Groenveld,

        Nunja… bei der 50mm Brennweite habe ich mich bewusst gegen das AF-S entschieden und lieber das AF-D 50/1.4 genommen, weil es, trotz fehlenden AF-S Antriebs, schneller und genauer fokusiert als sein neuer G-Bruder. Ich könnte mir vorstellen, dass es beim 85er ähnlich ist. Dass es reines Marketing (G-Objektive) und Kostenreduzierung bei der Produktion (fehlender Blendenring) oder konstruktion ist, kann ich mir bei Nikon eigentlich nicht vorstellen.

  5. Jetzt mal ehrlich habt ihr etwas anderes erwartet?

    Das 1.4 kostet 4mal so viel wie das 1.8er, alleine die Frontlinse mit ihrer Spezialbeschichtung des 1.4er kostet wahrscheinlich mehr als die 6 Linsen des 1.8er zusammen!

    Oder war hier die Hoffnung, das das 1.8 gleich gut ist wie das 1.4? Oder wollte man hier nur die Unterschiede aufzeigen?
    Mir ist nicht ganz klar was die Essenz von diesem kleinen Test ist?

    Und anhand dieser Bilder (mit den Aufnahmebedingungen)kann man doch nicht wirklich vernünftig für sich entscheiden, ob der Mehrpreis gerechtfertigt ist!

    Denn so ist dieser kleine Test nicht Fisch und nicht Fleisch.

    Trotzdem freue ich mich schon auf einen kleinen Test von D3000 vs D3s, wahrscheinlich mit dem Fazit:
    …ist jeden Cent wert…wenn du den Preis vergessen hast, ist die Qualität noch da. 😉

  6. Ich find das weichere Bokeh ist das Geld schon wert – vorausgesetzt, man arbeitet viel mit dem unscharfen Bereichen.

    Ist natürlich Geschmackssache, wie störend man unruhige Unschärfe findet im Vergleich zu weicher Unschärfe.

  7. Danke für den Test. Er zeigt mir deutlich, dass ich mir als nächstes das 85/1.8 zulegen werde. Für die 1.000 Euro dazwischen fahre ich dann zu Locations, an denen ich mit der Linse schöne Fotos machen kann 😉

    Im Ernst, für einen Amateur wird sich die 1.4er niemals rechnen. Der Unterschied in den Linsen ist für mich marginal.

    Alex

      1. das kann ich hier in ein paar worten schnell zusammen fassen:
        das AF-D 85/1.4 taugt nichts mehr, weil es das AF-S 85/1.4G gibt. der zusätzliche vorteil: nach dem vergessen des preises bleibt nicht nur die qualität (wie oben beschrieben), sondern auch der AF-S drive übrig 🙂

  8. Pingback: gwegner.de
  9. Ihr habt nicht ganz zufällig mit beiden Linsen und 2,0 und oder 2,8 Fotos gemacht, also Blendenöffnungen die bei beiden vorhanden sind ?
    Mir ist klar das dann das Bokeh anders ausgefallen wäre, aber dann hätte man zumindest mal die optischen Unterschiede besser gesehen. 😉

    Gruß Frank

  10. Danke für den bilderreichen Vergleich. Ich steh sowieso nicht auf diese Laborvergleiche… die gehen meiner Meinung nach an der Realität vorbei, da kann ich mit einem solchen Vergleich wesentlich mehr anfangen! Gut!

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