Im spiegellosen Land der Megapixelboliden

Als ich vor einigen Wochen die Einladung von Panasonic zum Testen einer neuen Kamera bekommen habe, fragte ich mich zunächst, was ich da wohl beitragen könne. Ich habe eine Aversion gegen diese kleinen Knipskisten, die mir versuchen das Denken abzunehmen und Lichtpartikel auf 18% Grau nivellieren. Aber hatte ich nicht neulich erst noch geschrieben, dass die Kamera nur ein Werkzeug ist? Vielleicht könnte das für mich ja ein interessantes Experiment werden.

Deswegen war ich überaus glücklich als ich bei der kurzen Vorstellung der Kamera meine erste Frage mit „Ja“ beantwortet bekam. Die neue Panasonic Lumix DMC-G3 kann all ihrer Automatiken beraubt werden – obwohl die Ingenieure der Firmware besonders auf den neuen iA+ Modus besonders stolz sind. Können sie auch. In Kombination mit dem Programmmodus P bringt der iA+ Modus bei fast allen Bedingungen sehr, sehr gute Ergebnisse. Positive Beispiele, aber auch eine Ausnahme zeige ich unten in der Galerie.

Ich habe also den ersten Tag komplett manuell fotografiert. Dazu nutzte ich die 14mm f/2.5 und die 20mm f/1.7 Pancake Linsen. Besonders erstere habe ich sehr intensiv eingesetzt. Zum einen, weil ich Weitwinkel mag und zum anderen, weil ich meine D3 mit 24mm dabei hatte und so ganz gut vergleichen konnte, was beide Kameras für Ergebnisse liefern. Der FourThirds Sensor der Lumix G3 verlängert auf Grund seiner Größe die Brennweite und die Blende mit dem Faktor 2. Ein 14mm f/2.5 ist also auf Vollformat aka Kleinbildgröße eigentlich ein 28mm f/5.

Und das ist das große Problem der Kamera: so richtig offenblendige Objektive gibt es nicht. Ist bauartbedingt auch schwierig – wegen des Verlängerungsfaktors von 2. Glücklicherweise ist das eins der wenigen Probleme der Kamera – und natürlich mußt Du sehen, wer die Zielgruppe für diese Kamera ist.

Zur Entschädigung kann ich bezüglich der Objektive sagen, dass die genannten ziemlich gut sind. Das 14er hat bei Offenblende leichte Unschärfen im äußersten Randbereich. Sonst überzeugt die Schärfe.

Was mir an der Kamera besonders gut gefallen hat, ist die Auslöseverzögerung. Ich bekam ohne Übungsphase bei der Flamenco-Tanzgruppe sofort die Positionen auf den Chip gebannt, die ich haben wollte. Auch sitzt der Autofokus treffsicher. Der elektronische Sucher ist besser als befürchtet, aber leider werden hell/dunkel Kontraste im Sucher anders (aber richtiger) wiedergegeben als auf dem Display – bei der Bewertung eines Bildes ist das nicht unbedingt hilfreich. Ferner ist die High-ISO-Fähigkeit der Kamera für 16 MPix auf dem kleinen Sensor mit einem Pixel pitch von 3.75 µm (Quelle: DxO Mark) überraschend gut. Eine Aufnahme mit ISO6400 findest du in der Galerie unten. Meine Beobachtungen werden auch von professioneller Seite bestätigt. Ich zeige euch hier mal die Messergebnisse aus dem DxOMark Testlabor – auch im Vergleich zu DSLRs aus dem Consumerbereich von Nikon und Canon.

DxO Mark Vergleich zwischen Lumix G3, Nikon D5100 und Canon 600D

Nicht so gut hat mir gefallen, dass ein Wechseln des Fokuspunktes nur beim Benutzen des Displays wirklich schnell und einfach möglich ist. Auch die Akkuleistung ist nicht gerade toll, da empfehle ich auf jeden Fall den Kauf eines Ersatzakkus. Der automatische Weißabgleich ist mir persönlich etwas zu kalt und die Farben etwas flau. Allerdings gibt es noch keinen RAW-Konverter, so dass ich nur die kamerainterne JPG-Engine beurteilen kann. Ich habe einige RAWs aufgenommen und werde mir die Daten noch mal anschauen, wenn es die entsprechenden Konverter gibt: erfahrungsgemäß, wenn die Kamera offiziell im Handel ist, wir hatten ja noch ein Vorserienmodell.

Ansonsten kann ich sagen, dass ich nur einen Bruchteil der möglichen Einstellungen und Funktionen ausprobieren konnte. Moderne Kameras haben so viele Optionen, dass zwei Tage bei weitem nicht ausreichen, um alles zu testen. Wobei ich dabei eh nicht so schnell bin – immerhin habe ich die 40 schon deutlich überschritten…

Es gibt noch zwei weitere Testberichte von Mitreisenden, die ihren Schwerpunkt auf andere Eckpunkte der Kamera legen – und auch schon das Vormodell nutzen. Kann ich daher empfehlen: zoomyboy und ifranz.

Meine persönliche Empfehlung: wer eine kleine, leichte Kamera sucht, um gelegentlich zu fotografieren, dabei wenig Gedanken in die Technik stecken will, aber die Option dazu haben möchte, mag mit der Lumix G3 eine gute Wegbegleitung gefunden haben. Wer allerdings mit höheren Ansprüchen und auch höherem Gewicht unterwegs sein möchte, dem würde ich – wen wundert’s – eher zur Nikon raten.

  1. Hey ich kann mich natürlich irren aber die Größe des Chips hat keinen Einfluß auf die Lichtstärke eines Objektivs wenn es 2,5er ist dann ist es ein 2,5er die Wirkung ist natürlich eine andere aber das hat mit der größe des Chips zu tun. Ich kann mich natürlich auch irren aber ich meine das ich recht habe. Schöner Bericht. Die 24 f/1,4 ist aber auch eine Wahnsinns Linse und fast unfair zu vergleichen! 😉

    1. Hi Thomas, ich dachte schon niemand würde sich trauen diese Frage zu stellen – danke, dafür!
      Wir haben beide recht. Natürlich ist ein 2.5er Glas ein 2.5er Glas, aber die Wirkung – sprich der Schärfebereich – entspricht eben einer 5er Blende auf Vollformat (bei einem Verlängerungsfaktor von 2). Da schlägt einfach die nackte Mathematik zu. Und Fotografie ist mehr Mathematik als sich mancher wünscht 😉

      1. @Stefan Groenveld,
        Dies ist genau der Grund, aus dem ich nun dem mFT-System den Rücken kehre: Die Kombination aus fehlenden lichtstarken Objektiven und dem aus dem Crop resultierenden Schärfebereich.

        Trotzdem habe ich das System sehr gemocht. Es ist einfach unschlagbar kompakt und damit überall dabei. Nun habe ich eben eine kleine Tasche und überlege mir vorher, welches zusätzliche Objektiv ich mitnehmen möchte. Meist die Kombination aus FB und einem Zoom.

        Wer also eine sehr gut erhaltene mFT-Ausrüstung sucht. Auf meinem Blog habe ich den Spaß einmal aufgelistet:
        http://leichtscharf.de/in-eigener-sache/micro-four-thirds-vor-der-abwechslung-bei-mir-jedenfalls-gf1-stuff-for-sale/

  2. Ich empfehle das Voigtländer 25mm f 0.95 in der Kombi mit microFt, wer auf geringe Schärfentiefe steht. Tolle Linse. Allerdings natürlich die massive Einschränkung, dass es unerhört teuer ist und nur manuell zu bedienen.

      1. @Stefan Groenveld,

        Und genau davon spreche ich. Ich hatte das Teil auch in der Hand, klasse verarbeitet, großartige Haptik. Aber eben manuell, und ein 50/1.9 Äquivalent (wobei die 0.95 in der Realität wohl eher 1.1 sind) – für 900 EUR.

        Dann habe ich mal den Bleistift gespitzt und gerechnet. Die Kompaktheit habe ich nun drangegeben und werde im Endeffekt über den Verkauf der oben genannten Ausrüstung weniger als die 900 für das Nokton für die neue ausgeben.

        Die bereits vor mir steht.

  3. Man könnte auf all die kunstvoll
    konstruierten Sätze verzichten,wenn
    man nur Bilder der Kamers gegenüeberstellen
    würde.Natürlich gleiche Bilder vom gleichen
    Standort aus fotografiert.
    Dann kann sich jeder ein eigenes Bild machen.
    mfg
    k.h

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