Um Dir die Wartezeit zum nächsten richtigen Fussballspiel etwas zu verkürzen, habe ich noch eine schöne Geschichte vom Auswärtsspiel des FC St. Pauli in Berlin zu erzählen.
Vor dem Spiel wanderte ich auf Motivsuche durch das Stadion an der alten Försterei, als ich Benedikt Pliquett am Rand des Spielfelds sah. Er band sich gerade die Schuhe zu. Der Farbkontrast zwischen seinen pinkfarbenen Schuhen, der orangenen Werbeplane und dem grünen Rasen fand ich interessant.
Meine Kamera hat wohl etwas zu auffällig mit dem Spiegel geklappert, denn Bene Pliquett sah auf und wollte wohl wissen, wer da was fotografiert. Da ich nur wenige Meter von ihm weg stand und ihn freundlich anblickte, wusste er nun, dass ein schuhebindender Torhüter das Motiv war. Dank meiner Fanladenmütze hat er mich wohl als auf der richtigen Seite stehend identifiziert und schnell seine Handschuhe so hingelegt, dass ich den offensichtlich selbst aufgemalten Schriftzug auch gut lesen kann.
Als er fertig mit dem Schuhe binden war, dreht er sich noch mal um, fragte: „alles im Kasten?“ Er nahm seine Handschuhe, grinste und ging.
Manchmal entwickeln sich aus Dingen, die zunächst belanglos wirken, interessante Ereignisse. Etwas, was ich von Jay Maisel lernte: nicht nach einem bestimmten Motiv suchen, sondern das Gehirn leeren und sich auf das einlassen, was auf einen zukommt. Du weißt nie, was daraus hervorgeht. Deswegen klappt Fotografie auch nicht, wenn der Kopf voll von anderen Gedanken ist.
Und wenn sich aus einer Fotoidee dann vielleicht doch nichts fesselndes entwickelt? So what! Du fotografierst doch eh digital – lösche die Datei halt wieder. Früher™ gab es mal den weisen Spruch: „Pro Filmrolle ein gutes Bild ist eine tolle Quote.“ Warum sollte sich dieses Verhältnis aus der analogen Zeit im digitalen Zeitalter verbessert haben? Also bitte: mehr Mut zum Fehlschuss – ich muss ja nicht alles online zeigen… 😉