Selbstverständlich fotografiere ich viel in RAW. Einfach, weil die Bearbeitungsmöglichkeiten deutlich vielfältiger sind. Schließlich nutze ich High-End-Equipment zum Erstellen der Fotos, warum sollte ich die Nachbearbeitung dann nicht auch speziell dafür entwickelten Programmen – RAW-Konvertern – überlassen?
Klar gibt es Lichtsituationen bei denen jede Digiknipse verwertbare JPGs produziert, da ist der Einsatz eines RAW-Konverters sicherlich nicht notwendig. Das Arbeiten direkt auf JPG erspart viel Zeit und Plattenplatz. Also wenn es schnell und einfach geht – warum nicht. Hier findest Du zum Beispiel einen Tipp durch richtige Vorbereitung hinterher weniger Arbeit zu haben.
Oftmals sind die Lichtsituationen aber nicht so einfach: neulich habe ich ein Event mit magenta-lila farbenen Leuchtstrahlern an den Wänden und grünen Spotstrahlern auf eine Diskokugel fotografiert. Die D4 ist zwar eine geile Kamera, aber zaubern kann die auch nicht. (Obwohl Nikon drauf steht.)
Also arbeite ich mit RAW-Konvertern. Da hat sich in den letzten Jahren einiges an Rumprobiererei angehäuft. Wobei ich bei diesen Programmen immer nur die Bildkonvertierung nutze. Ich habe ein gutes System aus Dateinamen und IPTC Tags, so dass ich die Bibliothek-Funktion, die einiger Programme anbieten, nicht benötige.
Hier nun meine Erfahrungen mit DxO Optics Pro, Aperture, Capture NX2, Capture One und Lightroom:
Nutzte ich in den Version 4 und 5 recht häufig, war zu der Zeit der einzige Konverter, der Objektivkorrekturen durchführen konnte und damit aus preiswerten Linsen echt noch was rausgeholt hat. War damals neben Bibble auch der einzige RAW-Konverter mit dem man viele Bilder recht einfach bearbeiten konnte. Versucht immer noch mit allerlei Automatiken dem Anwender viel Arbeit abzunehmen. Braucht ziemlich gute Hardware, kann immer noch schnell viele Bilder bearbeiten, hat keine Möglichkeit selektive Anpassungen auf Teilbereiche eines Bildes anzuwenden. Erzeugt im Vergleich mit den anderen RAW-Konvertern das kleinste JPG: 132kb beim Beispielbild ist eine Ansage. Meine Meinung: überholt!
So sehr ich die Marke Apple für ihre Produkte liebe, so sehr komme ich mit Aperture nicht zurecht. OK, für den Preis von gerade mal 63€ eine Alternative, aber ich komme mit dem Ding nicht zu recht. Bei Fotobuddy Johannes schafft tolle Bilder damit, mein Fotobuddy Paupi war froh, als ich ihm Lightroom zeigte. Das Bedienkonzept entspricht nicht meinen Erwartungen, das Programm versucht alles zu können, ist dadurch zu langsam. Und: meine Bilder werden bei dem Programm immer zu grün. Keine Ahnung warum. Dateigröße: 161kb.
Dieses vielgeschmähte Programm von Nikon gab es damals zu meiner D3 kostenlos dazu. Habe es sehr lange und auch gerne genutzt. Hat den wahnsinnigen Vorteil, dass es als einziges Programm die Einstellungen im NEF-File auslesen kann und ermöglicht dadurch eine recht schnelle Konvertierung. Die selektiven Anpassungen mit den im Marketingsprech U-Point-Technologie genannten Regler sind grandios, der Auto-Korrektur-Stempel kann dich in den Wahnsinn treiben. Öffnet auch D800 RAWs in Windeseile. Batch geht auch, aber nur mit einem vorher erstellten Preset. Kann leider kein Wasserzeichen ins Bild einfügen. Erstellte in meinem subjektiven Test das größte JPG: 186kb. Und kann nichts mit Canon RAWs anfangen! Nachdem ich es nun ungefähr ein Jahr links liegen gelassen hatte, entdecke ich es gerade wieder neu.
Noch besser als Lightroom 3, tolles Programm bei hoher Bilderanzahl, schnarchlangsam beim Start, da erst Vorschaubilder erzeugt werden müssen. Eierlegende Wollmilchsau. Da alle mit dem Programm arbeiten, fallen schlechte Ergebnisse nicht so auf, da jeder sie gewohnt ist. Dank der nahtlosen Zusammenarbeit mit Photoshop eine gute Vorstufe zur Hölle. Spaß beiseite: manchmal bekomme ich mit diesem RAW-Konverter kein zufriedenstellendes Ergebnis, oftmals aber eben auch wirklich schnell und einfach sehr gute Ergebnisse. Klonstempel funktioniert hier am Besten. Selektive Anpassungen sind am Vielfältigsten ausgestaltet. Anwender kann bei der Bearbeitung vieler ähnlicher Bilder bestimmen, welche Einstellungen kopiert werden sollen. JPG-Größe 158kb.
Teuerstes Produkt im Test, überzeugt aber in der Portraitfotografie – denn hier ist ein Weißabgleich auf Hauttöne möglich. Konzentriert sich ganz auf das Entwickeln von Bildern. Kann beim Klonen aka Stempeln unterscheiden zwischen Staub und Flecken. Klonen ist aber leider ein ähnliches Vabanque Spiel wie bei Capture NX2. Nicht ganz eingängiges Benutzerkonzept, sehr vielseitig, dadurch erstmal verwirrend. Absolutes Killerfeature: Vollbilddarstellung – größte Arbeitsfläche aller Programme im Test. Kann bis zu 5 Layer mit selektiven Anpassungen. Relativ langsam, Objektivkorrekturen nur bei einigen wenigen Mittelformatlinsen. Viel Support in Blog und Film. JPG-Größe 164kb.
Ich habe ein Bild in jedem der hier besprochenen RAW-Programmen entwickelt und mir Mühe gegeben, das Beste rauszuholen – immer nur mit dem jeweiligen RAW-Konverter. Ich beherrsche aber nicht alle Programme gleich gut und daher können die Ergebnisse anders sein als das, was Du mit Deinem Lieblingsprogramm herausholen könntest. Daher biete ich Dir das RAW-File des Bildes zum Download an. Viel Spaß beim Rumspielen damit 🙂
Fazit: den ultimativen RAW-Konverter gibt es nicht. Ich würde mir folgende Kombination wünschen: Capture NX2 beim Auslesen der NEF-Inhalte, dxo für die Korrektur von kamera- und objektivspezifischen Fehlern, Capture One für die Präzision in Weißabgleich und Bildbearbeitung, Lightroom 4 für die Übergabe an Photoshop und die Synchronisation ähnlicher Bearbeitungsschritte bei vielen Bildern.