Blitzen aus großer Entfernung – reloaded

Nach längerer Zeit mal wieder ein kleiner Produkttest in meinem Blog. Heute geht es um das entfesselte Blitzen und das aus großer Entfernung. Das Thema kommt Dir bekannt vor? Ja, stimmt: ich habe hier schon mal gezeigt, was mit RadioPoppern so geht. Mittlerweile gibt es aber auch die PocketWizards, die TTL Signale aus großer Entfernung von der Kamera auf die Blitze bringen. Und damit nicht nur das teure Equipment zeigt, was es kann, habe ich die preiswerten Yongnuo Auslöser auch gleich mit ausprobiert.

Warum brauche ich überhaupt zusätzliches Equipment, um meine Blitze entfesselt zu zünden, wenn das Nikon CLS System doch angeblich so toll ist? Ja, das Nikon Blitzsystem ist toll, denn es ist flexibler (bis zu drei unterschiedliche Blitzgruppen) und variabler (alle Blitzgruppen können unabhängig voneinander in ihrer Leistung gesteuert werden) als Systeme anderer Hersteller. Das Problem ist die Reichweite, um das Signal von der Kamera zum Blitz zu bringen. Ich habe Joe McNally erlebt, wie er das Steuersignal des Masterblitzes über einen silbernen Reflektor zum Slaveblitz geleitet hat…

Unter guten Bedingungen kann ich mit einem Nikon SU-800 aus 10m Entfernung meinen Blitz zünden. Ich habe aber auch schon bei Sonnenschein einen Meter vom Blitz entfernt gestanden und ihn nicht zum Leuchten gebracht. Mit einem SB-900 kann ich die Reichweite auf gute 20m verdoppeln. Problem: es muss Sichtkontakt zwischen Master und Slave bestehen. Am Besten natürlich zu dem kleinen Sensorauge an der linken Seite des Slaveblitzes.

Mit den Funkauslösern von Yongnuo, Radiopopper und Pocketwizard war ich im Wohlerspark und konnte die komplette Parklänge von fast 200m nutzen, um die Blitze zum Auslösen zu bringen. Es wäre vermutlich noch mehr drin, aber der Park war zu Ende. Das funktioniert aber nur bei Sichtkontakt so gut.

Im realen Leben versuche ich die Blitze zu verstecken. In diesem Park eignen sich dafür die Baumreihen sehr gut. Unter diesen Voraussetzungen lösen die Blitze aus rund 90m noch zuverlässig aus. Egal welcher Auslöser. Wo liegen also die Unterschiede – außer im Preis?

Die Yongnuo Auslöser übertragen kein TTL Signal. Das ist, wenn Du Zeit hast und das Umgebungslicht sich nicht ständig ändert, kein wirklicher Nachteil. Du stellst die Blitze manuell ein und kannst bis zur Blitzsynchronzeit (meistens 1/250s) belichten.

Radiopopper und Pocketwizards übertragen ein TTL Signal und beherrschen auch die Kurzzeitsynchronisation. Du kannst also auch bei 1/8000s blitzen. Und TTL erleichtert Dir das Leben, wenn sich das Umgebungslicht ändert. Weiterer Komfort: du kannst die Blitzstärke an der Kamera einstellen. Mit den Yongnuo geht das nur direkt am Blitz – im Zweifelsfall rennst Du also jedes Mal zum Blitz, wenn du eine andere Einstellung benötigst.

Ich nutze Radiopopper nun seit anderthalb Jahren und bin mit der einfachen Handhabung und der Zuverlässigkeit sehr zufrieden. Radiopopper kümmern sich nämlich nur um die Übertragung der Signale zwischen den Nikonkomponenten. Pocketwizards basteln sich mit dem AC3 eine eigene Handhabung und haben den weiteren Vorteil, dass ich auch meine Profoto Anlage damit fernzünden kann und mir somit eine zeitgleiche Nutzung von Profoto mit Nikon-Blitzen ermöglichen. Über die Zuverlässigkeit möchte ich nach zweimaliger Nutzung noch keine Aussage treffen, aber so leicht wie mit den Radiopoppern ist es nicht. Dafür kann ich Pocketwizards in Deutschland in jedem gut sortierten Fotohandel kaufen, die Radiopopper gibt es nur in den USA – mit den entsprechenden Zollabwicklungsgeschichten. (EDIT: wie Stefan gerade in den Kommentaren bemerkt, gibt es die RadioPopper auch bei Amazon in UK und dann ohne Zollgebühren.)

P.S.: Danke an die wunderbare Talinee für’s spontane Modeln 🙂